Effektiv gegen die Hitze: Tipps, Pläne und grüne Lösungen für Stadt und Wohnung
- crisewise Redaktion

- 16. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Wenn im Sommer die Temperaturen klettern, steigt das Risiko für Kreislaufprobleme, Hitzeschlag und gesundheitliche Notfälle. Gerade in Städten heizen sich Beton und Asphalt stark auf, und in Wohnungen ohne passenden Schutz fühlt man sich schnell wie in einem Backofen. Wie man sich akut und langfristig vor extremer Hitze schützen kann, haben Bundesregierung, Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Experten in zahlreichen Studien und Checklisten zusammengefasst.
Hitze als Gesundheitsgefahr
Hohe Temperaturen stören die natürliche Kühlung unseres Körpers: Schwitzen hilft nur, wenn die Umgebung nicht feucht ist. Bei über 28 °C an drei Tagen in Folge spricht der Deutsche Wetterdienst von einer Hitzewelle – und es gibt keine einheitliche Definition, die für alle Regionen passt. Wichtig ist: Bereits 32 °C Tageshöchsttemperatur gilt als Grenzen für zusätzliche Schutzmaßnahmen.
Risikogruppen:
Säuglinge und Kleinkinder: schnell dehydriert.
Ältere Menschen: eingeschränkte Temperaturregulierung.
Chronisch Kranke (Diabetes, Herz-Kreislauf): Warnzeichen oft unspezifisch.
Wohnungslose: kaum Rückzugsmöglichkeiten in kühle Räume.
Täglich sterben in Deutschland rund 3.000 Menschen an den Folgen extremer Hitze – mehr als durch schwere Verkehrsunfälle.
Was der Bund tut: Hitzeaktionspläne und Serviceangebote
Die Bundesregierung unterstützt die Länder und Kommunen mit Mustervorlagen und Förderprogrammen:
Erweiterter Hitzeschutzplan Gesundheit (2023) mit neuen Modulen für Sportvereine, Apotheken und psychologische Praxen.
Hitzeservice für Kommunen: Portal mit Werkzeugen zu Maßnahmen und Aktionsplänen.
RKI-Hitze-Monitoring: bessere Einschätzung künftiger Wellen.
Broschüren und Online-Tipps für die Bevölkerung und Gebäudeeigentümer.
Förderung von grüner Infrastruktur: begrünte Dächer, Frischluftschneisen, Baumpflanzungen.
Damit will der Bund dafür sorgen, dass Hitze nicht allein als private Herausforderung gesehen wird, sondern als gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
DUH-Hitze-Check 2025: Wo die Städte brennen
Die Deutsche Umwelthilfe hat mit Satellitendaten für 190 Städte einen „Hitzebetroffenheitsindex“ (HBI) ermittelt. Über 12 Millionen Menschen leben in Gebieten, die hohe Oberflächentemperaturen mit dichter Versiegelung und zu wenig Grün vereinen.
31 Städte (u. a. Mannheim, Ludwigshafen, Worms) erhielten eine Rote Karte: bis 91 % der Einwohner sind stark gefährdet.
28 Städte (z. B. Kiel, Wilhelmshaven, Flensburg) haben vergleichsweise viel Kühlung durch Wasser und Grün.
Alle Städte müssen künftig verbindliche Mindestgrünanteile vorschreiben – auf Grundstücken, an Gebäuden und im öffentlichen Raum.
Damit liegt für Kommunalpolitik und Stadtplanung ein konkretes Werkzeug vor, um Hitze gezielt dort zu bekämpfen, wo Menschen sie am dringendsten spüren.
Akuter Hitzeschutz in der Wohnung
Bevor man zur mobilen Klimaanlage greift, helfen einfache, sofort umsetzbare Tricks:
Richtiges Lüften: Nachts und frühmorgens querlüften, damit nicht nur die Luft, sondern auch Wände und Decken abkühlen .
Außenliegender Sonnenschutz: Jalousien, Rollläden oder Markisen blockieren 80–90 % der Sonneneinstrahlung; innenliegende Systeme bringen oft nur 10–40 % .
Reflektierende Folien: Außen angebracht reduzieren sie die eingetragene Wärmemenge um rund ein Drittel .
Begrünte Fensterbänke und Balkone: Pflanzen verdunsten Wasser und kühlen so den direkten Umfeld .
Mobile Klimageräte nur als Notlösung: Modelle mit Abluftschlauch sind effektiver als reine Verdunstungskühler und sollten das letzte Mittel sein .
Langfristiger Hitzeschutz im Gebäude
Wer größere Baumaßnahmen plant oder eine Renovierung ansteht, sollte folgende Punkte beachten:
Wärmedämmung der Außenwände, besonders im Dachgeschoss.
Thermische Speichermasse: Schwere Decken oder Lehmmauern puffern Hitze und geben sie nachts wieder ab.
Begrünte Dächer und weiße Anstriche senken die Oberflächentemperatur um bis zu 4,5 °C.
Erdwärmepumpen nutzen die konstante Bodentemperatur, um mit minimalem Stromaufwand zu kühlen.
Fensterflächen begrenzen und große Glasfronten nur mit fest installiertem Sonnenschutz genehmigen lassen .
So lassen sich Neubauten und Altbauten nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer energieeffizient und komfortabel betreiben.
Grünes Stadtklima statt Asphaltwüste
Die DUH und das Umweltministerium betonen übereinstimmend: Mehr Grün in Städten ist essenziell. Empfohlen werden:
Luft- und Grünkorridore entlang von Straßen, die Frischluft ins Zentrum leiten.
Bäume mit hoher Schattenspende in Wohngebieten.
Freigabe von Springbrunnen und Aufbau von öffentlichen Trinkwasserspendern am Stadtrand und in Parks.
Limits für versiegelte Flächen auf Neubaugrundstücken durch einen verbindlichen Grünflächenfaktor.
Schon 25 % Baum- oder Strauchflächen um ein Gebäude können die Umgebung in Hitzephasen spürbar abkühlen.
Hitzeaktionspläne lokal umsetzen
Kommunen sind jetzt am Zug: Mit dem Hitzeservice-Portal, der RKI-Warn-App und der NINA-App lassen sich vorab Schwellenwerte definieren (z. B. 32 °C) und Bürger*innen automatisch per Push-Nachricht informieren. Zugleich sollten Bezirksämter:
Kühlzentren in Bibliotheken, Schwimmbädern und Rathäusern ausweisen.
Tag der offenen Tür in sanierten Schutzräumen anbieten.
Nachbarschaftsnetzwerke aktivieren, damit Freiwillige alte oder kranke Menschen unterstützen.
So entsteht ein funktionierendes Netzwerk aus Verhaltensregeln, technischen Lösungen und grüner Infrastruktur, das Städte fit für steigende Sommertemperaturen macht.
Hitze betrifft uns alle – ob in einer Dachgeschosswohnung oder in einem begrünten Neubauviertel. Mit einfachen Sofortmaßnahmen, planvoller Gebäudegestaltung und konsequenter Stadtbegrünung können wir die schlimmsten Hitzefolgen abmildern und unsere Städte lebenswerter machen.



