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Mehr Schäden, mehr Risiko: Nehmen Naturkatastrophen weltweit zu?

  • Autorenbild: crisewise Redaktion
    crisewise Redaktion
  • 25. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit
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Hitzesommer, Rekordregen, zerstörerische Stürme – der Eindruck ist eindeutig: Naturkatastrophen häufen sich. Doch was zeigen die Daten? Kurz gesagt: Die Schäden steigen deutlich, vor allem durch wetterbedingte Ereignisse. Ob die Anzahl aller Katastrophen steigt, ist differenzierter – geophysikalische Ereignisse wie Erdbeben nehmen nicht zu, Extremwetter jedoch wird intensiver und trifft auf immer höhere Werte in gefährdeten Regionen. 


2024: Ein besonders teures Jahr

Laut Munich Re verursachten Naturkatastrophen 2024 weltweit 320 Milliarden US-Dollar an wirtschaftlichen Schäden – deutlich mehr als im Vorjahr und klar über dem 10- und 30-Jahres-Schnitt. 140 Milliarden US-Dollar waren versichert. 93 % der Gesamtschäden gingen auf Wetterkatastrophen zurück (Stürme, Starkregen, Fluten, Hagel, Feuer). 

Die teuersten Ereignisse waren die Hurrikane Helene und Milton in den USA. Insgesamt entfielen 2024 rund 60 % der globalen Verluste auf Nordamerika. Auch Europa verzeichnete außergewöhnliche Fluten, etwa in der Region Valencia in Spanien.


1. Halbjahr 2025: Schon jetzt überdurchschnittliche Schäden

Im ersten Halbjahr 2025 summierten sich die weltweiten Gesamtschäden auf rund 131 Mrd. US-Dollar, davon 80 Mrd. US-Dollar versichert – der zweithöchste Halbjahreswert seit 1980. Auffällig: Die Waldbrände bei Los Angeles im Januar gelten als teuerste Brandkatastrophe aller Zeiten (insgesamt ca. 53 Mrd. US-Dollar Schaden, davon ~40 Mrd. versichert). 

Auch Swiss Re meldet für H1/2025 sehr hohe versicherte Schäden und warnt, das Jahr könne ein Rekordjahr werden – getrieben von Waldbränden und Schwergewittern in den USA. Langfristig wachsen die versicherten Schäden im Trend um 5–7 % pro Jahr.


Zählen wir korrekt – oder sehen wir mehr?

In der Forschung gibt es einen wichtigen Hinweis: Geophysikalische Gefahren wie Erdbeben, Vulkane oder Tsunamis zeigen keinen klimabedingten Häufigkeitstrend. Die Schäden steigen hier vor allem, weil mehr Menschen und Werte exponiert sind (Urbanisierung, teurere Infrastruktur). Dagegen werden regengetriebene Naturgefahren (Sturzfluten, Hangrutsche) durch häufigere und heftigere Starkregen verstärkt – mit sichtbar steigenden Opferzahlen seit einigen Jahren. 

Versicherer betonen zudem soziale Treiber: mehr Bebauung in Risikogebieten, Inflation und wachsende Vermögenswerte erhöhen die Summen – unabhängig davon, ob die Anzahl der Ereignisse schwankt. Gleichzeitig verstärkt der Klimawandel die Intensität vieler Wetterextreme.


Nicht nur Hurrikane: „Non-Peak Perils“ als Kostentreiber

Neben klassischen „Spitzenrisiken“ (große Tropenstürme) treiben sogenannte non-peak perils die Bilanz: Gewittersysteme mit Hagel und Tornados, Starkregenfluten und Waldbrände. 2024 verursachten diese „Alltags-Extreme“ zusammen 136 Mrd. US-Dollar an Gesamtschäden, klar über dem 10-Jahres-Mittel. Das Muster: viele mittelgroße Ereignisse, deren Summe an große Hurrikansaisons heranreicht. 


Warum steigen die Kosten so rasant?

Physik + Exposition ist die kurze Antwort:

  • Wärmere Luft hält mehr Wasserdampf – Starkregen nimmt zu, Sturzfluten werden häufiger, Hangrutsche und Muren in Gebirgen wahrscheinlicher.

  • Heißere, trockenere Phasen begünstigen Großbrände, die – wie in Kalifornien 2025 – auch „außer Saison“ eskalieren können.

  • Mehr Menschen, mehr Werte in Küstennähe, Flusstälern oder Wildland-Urban-Interfaces bedeuten: Ein Treffer kostet mehr – selbst bei ähnlicher Naturgefahr.


Was hilft: Anpassen, härten, vorbeugen

Die Versicherer fordern seit Jahren, vom Reparieren zum Vorbeugen zu kommen. Was wirkt:

  1. Bauordnungen und Standards hochfahren (sturmfester, feuerresilient, hochwasserangepasst). Das reduziert Schäden und hält Prämien bezahlbar.

  2. Risikokarten offenlegen, Bebauung in Hochrisiko-Zonen begrenzen, Rückzugsräume und Retentionsflächen schaffen. 

  3. Frühwarnsysteme und Katastrophenschutz modernisieren: bessere Warn-Apps, Sirenen, redundante Netze – gerade für Flut und Hangrutsch.

  4. Grüne Infrastruktur: Schwammstädte, Entsiegelung, Wiedervernässung, Brandschutz-Pufferzonen. Sie senken das Risiko dauerhaft – oft günstiger als Wiederaufbau.


Fazit: Die „Zunahme“ zeigt sich im Portemonnaie – und in der Wetterphysik

Ob die absolute Zahl aller Naturkatastrophen steigt, hängt von der Kategorie ab. Klar ist aber: Wetterextreme werden intensiver, treffen dichter bebaute und teure Regionen – und lassen die Schadensummen klettern. 2024 lag mit 320 Mrd. US-Dollar Gesamtschaden und 140 Mrd. versichertem Schaden deutlich über den langjährigen Mittelwerten; 2025 startete mit einem extrem teuren Halbjahr. Für Politik, Wirtschaft und Kommunen heißt das: Anpassen jetzt, sonst wird jede „neue Normalität“ noch teurer.

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