STÜRME, ORKANE & BLITZSCHLÄGE
1 Stürme, Orkane und Blitzschläge: Ratgeber für Haushalte
Auch in Deutschland treten immer wieder heftige Stürme, Orkane und Gewitter auf, die erhebliche Schäden anrichten können. Extreme Wetterlagen – von Sturmfluten über Tornados bis zu schweren Gewittern mit Hagel – gehören infolge des Klimawandels mittlerweile zum „Jahreszeitenplan”. Jeder Haushalt kann betroffen sein, egal ob an der Küste oder im Binnenland. Nutzen Sie daher alle verfügbaren Unwetterwarnungen Deutschlands (z.B. vom Deutschen Wetterdienst) und abonnieren Sie die offizielle Warn-App NINA, die aktuelle Warnmeldungen für Ihr Gebiet liefert. Merken Sie sich auch die Notrufnummern 112 (Feuerwehr/Rettungsdienst) und 110 (Polizei), um im Ernstfall schnell Hilfe rufen zu können.
Ursachen und Formen von Unwettern: Nicht jedes Unwetter ist gleich. Unter „Gewittersturm” versteht man ein starkes Sommergewitter mit heftigem Regen, Windböen, Blitz und oft auch Hagel. Eine Superzelle ist ein extrem starkes, rotierendes Gewittersystem (Mesozyklon), das besonders heftigen Hagel und gelegentlich auch Tornados erzeugen kann. Ein Tornado selbst ist ein meist relativ kleiner, aber extrem zerstörerischer Wirbelsturm, der selten, aber auch in Deutschland auftreten kann. Fallböen (oder Downbursts) sind gewaltige Abwinde aus großen Gewitterwolken, die mit voller Wucht nach unten stoßen und kurzzeitig enorme Windgeschwindigkeiten bringen. Hagel besteht aus umherwirbelnden Eiskörnern, die Dächer, Autos und Felder beschädigen. In Küstengebieten können Sturmfluten auftreten, wenn starker Wind das Meer hochpeitscht. Und Blitzschlag (Teil eines Gewitters) kann durch direkte Einschläge Brände auslösen und elektrische Anlagen zerstören. Insgesamt gilt: Je heftiger das Gewitter, desto größer sind Wind- und Blitzgefahren.
1.1 Ursachen und Formen von Stürmen, Orkanen und Blitzen
Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Orkane und Gewitter mit Blitzeinschlägen treten weltweit auf und können erhebliche Schäden verursachen. Um sich besser schützen zu können, ist es wichtig, ihre Ursachen und Erscheinungsformen zu verstehen.
Stürme – Entstehung und Formen
Stürme entstehen durch große Druckunterschiede in der Atmosphäre. Wenn Luftmassen mit unterschiedlichem Druck, Temperatur oder Feuchtigkeit aufeinandertreffen, setzt sich die Luft in Bewegung. Je größer der Druckunterschied, desto stärker der Wind.
Formen von Stürmen:
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Tiefdruck-Stürme (außertropisch): Häufig in Mitteleuropa. Entstehen entlang der Polarfront, besonders im Herbst und Winter. Beispiele: Herbststurm, Winterorkan.
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Gewitterstürme (konvektiv): Lokal begrenzt, entstehen durch starke Erwärmung und aufsteigende Luft (z. B. an heißen Sommertagen).
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Föhnsturm: Warmer, trockener Fallwind, z. B. auf der Alpennordseite.
Orkane – Die stärksten Windereignisse
Ein Orkan ist ein Sturm mit extrem hoher Windgeschwindigkeit – laut Beaufortskala ab 118 km/h. Er kann Hunderte Kilometer breit sein und über mehrere Tage andauern.
Arten von Orkanen:
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Tropische Wirbelstürme: In den Tropen entstehen bei sehr warmem Meerwasser. Sie heißen:
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Hurrikan (Atlantik & Ostpazifik),
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Taifun (Westpazifik),
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Zyklon (Indischer Ozean).
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Europäische Orkane: Entstehen durch Tiefdruckgebiete über dem Atlantik. Beispiele: "Lothar" (1999), "Kyrill" (2007).
Blitze – Entladung im Himmel
Blitze entstehen bei Gewittern, wenn sich innerhalb einer Wolke oder zwischen Wolke und Erde starke elektrische Spannungen aufbauen. Aufsteigende Warmluft und absinkende Kaltluft führen zu Reibung, wodurch sich Eiskristalle und Wassertröpfchen elektrisch aufladen. Ist der Spannungsunterschied groß genug, entlädt sich die Energie in Form eines Blitzes – oft begleitet von Donner.
Formen von Blitzen:
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Wolke-Erde-Blitz: Der häufigste und gefährlichste Blitztyp für Menschen und Gebäude.
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Wolke-Wolke-Blitz: Entladung zwischen zwei Wolken.
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Bodenblitz nach oben: Selten, aber spektakulär – Entladung geht vom Boden aus in die Wolke.
Fazit
Stürme, Orkane und Blitze sind Teil des natürlichen Wettergeschehens, nehmen jedoch durch den Klimawandel teils an Intensität und Häufigkeit zu. Umso wichtiger ist es, ihre Ursachen und Formen zu kennen, um rechtzeitig Vorsorge treffen und sich im Ernstfall richtig verhalten zu können.

2 Vorbeugende Maßnahmen: Checkliste für Zuhause und Alltag
Dach verstärken
Lassen Sie die Dachziegel mit Sturmhaken oder Nägeln sichern und tragen Sie ggf. zusätzliche Dachlatten auf. Zusätzliche Abspannungen können verhindern, dass das Dach bei Orkanböen abhebt. Reinigen Sie Dachrinnen und Fallrohre, damit Regen schnell abfließt.
Fenster und Rollläden
Halten Sie bei schlechtem Wetter alle Fenster und Fensterläden geschlossen. Ein Sturm kann Glas zersplittern – gute Rollläden oder Fensterläden erhöhen den Schutz.
Baumsicherung
Prüfen Sie nahe am Haus stehende Bäume. Entfernen oder kürzen Sie losen Äste und lassen Sie bei Verdacht Bäume fällen, die bei Sturm umstürzen könnten.
Außenbereiche sichern
Schwere Gartenmöbel, Fahrräder, Blumenkästen u. Ä. müssen festgebunden oder ins Haus geräumt werden. Prüfen Sie auch die Stabilität von Markisen und Vordächern – fixieren Sie diese wetterfest.
Elektrik & Blitzschutz
Installieren Sie Überspannungsschutz-Steckdosenleisten für empfindliche Geräte und prüfen Sie Ihren häuslichen Blitzschutz (Blitzableiter, FI-Schutzschalter). Bei Hochwassergefahr sollten Hausanschlüsse erhöht bzw. geschützt sein.
Notfallausrüstung bereithalten
Legen Sie Notfallsets an – bspw. Taschenlampen mit frischen Batterien, voll geladene Powerbanks, ein batteriebetriebenes oder Kurbel-Radio und ein Erste-Hilfe-Kit. Halten Sie Vorräte an Trinkwasser und haltbaren Lebensmitteln vor.
Versicherungen prüfen
Stellen Sie sicher, dass Ihre Gebäude- und Hausratversicherung Sturm- und Hagelschäden abdeckt. Informieren Sie sich über eine Elementarschadenversicherung, die Schäden durch Überschwemmung, Rückstau oder Schneedruck übernimmt.
Warnbereitschaft
Laden Sie sich die Warn-App NINA herunter und abonnieren Sie Ihren Wohnort. Überprüfen Sie das Wetter regelmäßig über lokale Warnmeldedienste. So sind Sie rechtzeitig gewarnt, wenn eine Unwetterwarnung (z.B. Rot auf der DWD-Karte) herausgegeben wird.

3 Verhalten im Ernstfall: Was tun bei Sturm, Orkan und Blitzschlag
Zu Hause bleiben
Bleiben Sie möglichst in einem sicheren Gebäude. Schließen Sie Fenster und Rollläden vollständig. Suchen Sie einen innenliegenden Raum im Erdgeschoss (z.B. Flur oder Abstellraum) auf und halten Sie sich von fensterlosen, tragenden Wänden fern. Meiden Sie Keller, da diese bei Überschwemmungen lebensbedrohlich werden können.
Elektrische Geräte
Trennen Sie während Gewittern empfindliche Geräte vom Netz oder stecken Sie sie in eine Überspannungsschutz-Steckdose. Vermeiden Sie die Nutzung kabelgebundener Elektrogeräte und Telefone während eines Gewitters.
Im Freien
Suchen Sie sofort festen Unterschlupf (Wohnhaus, Auto o.ä.). Meiden Sie offene Flächen, Wälder, Hügelkuppen, Seewiesen, Türme und Wasserflächen. Auch Autos bieten bei Blitzschutz zwar nur begrenzten Schutz – bleiben Sie darin sitzen, schließen Sie Fenster, berühren Sie keine blanken Metallteile.
Bei Blitz und Hagel
Wenn es donnert oder Hagel einschlägt, gehen Sie in die Hocke (Fußballen zusammen, Hände schützen Kopf) und halten Sie Abstand zu Metallgegenständen (Zäune, Fahrräder). Legen Sie sich beim Hagel auf den Boden und schützen Sie Gesicht und Hals.
Verhalten im Auto
Sollten Sie unterwegs sein, halten Sie an und bleiben Sie im Fahrzeug. Schalten Sie den Motor ab und bleiben Sie fern von Bäumen oder Stromleitungen. Fahren Sie keinesfalls durch überflutete Straßen (wenige Zentimeter Wasser können Sie schon von der Fahrbahn drängen).
Warnungen beachten
Folgen Sie unverzüglich den Durchsagen von Polizei und Feuerwehr. Verlassen Sie sofort kritische Bereiche, wenn z.B. eine Evakuierungswarnung erfolgt. Informieren Sie Familie und Nachbarn (vor allem ältere Menschen) über die Gefahr.
4 Nach dem Sturm: Aufräumen, Dokumentieren und Hilfe holen
Erste Hilfe & Sicherheit
Prüfen Sie zunächst, ob Personen verletzt sind, und leisten Sie Erste Hilfe. Rufen Sie bei Verletzungen oder Bränden sofort die 112.
Betreten Sie stark beschädigte Gebäude nicht
Warten Sie auf „grünes Licht” durch Fachleute (Feuerwehr/Technisches Hilfswerk).
Gefahren beachten
Halten Sie Abstand, wenn Sie starke Öllecks, Gasgeruch oder Chemikalien feststellen – diese Stoffe können durch Überflutung freigesetzt werden. Alarmieren Sie in solchen Fällen ebenfalls die Feuerwehr (112). Elektrizität kann lebensgefährlich sein, besonders in überfluteten Kellern. Lassen Sie im Zweifel den Hausstrom abschalten. Schalten Sie Elektrogeräte erst ein, wenn sie komplett trocken sind.
Schäden dokumentieren
Bevor Sie mit dem Aufräumen beginnen, fotografieren oder filmen Sie alle beschädigten Bereiche, Möbel und Geräte aus verschiedenen Winkeln. Erstellen Sie eine Liste der zerstörten Gegenstände. Diese Dokumentation ist wichtig für die Schadenmeldung bei Ihrer Versicherung.
Versicherung informieren
Melden Sie die Schäden umgehend Ihrer Gebäude- und Hausratversicherung. Sturm- und Hagelschäden sind normalerweise versichert. Prüfen Sie, ob eine Elementarschadendeckung (Hochwasser, Rückstau) greift. Bewahren Sie Reparaturbelege und Fotos für die Versicherung auf.
Nachläufergefahr
Seien Sie bei Aufräumarbeiten vorsichtig. Auch nach dem Sturm können noch Bäume oder Äste umstürzen. Meiden Sie – solange nicht freigegeben – Parks und Wälder. Folgen Sie den Anweisungen der Behörden für sicheres Aufräumen.