ERDBEBEN & TSUNAMIS
1 Erdbeben & Tsunamis – Notfallvorsorge und richtiges Verhalten
Erdbeben und sogar Tsunamis sind Naturgefahren, die nicht nur in fernen Ländern auftreten – auch in Deutschland kann die Erde beben. Insbesondere Regionen wie die Kölner Bucht, die Schwäbische Alb (Raum Tübingen), der Oberrheingraben und Teile Ostthüringens (Raum Gera) gelten als Erdbeben-Risikogebiete. Starke Beben sind hier zwar selten, aber nicht ausgeschlossen. Selbst in anderen Landesteilen können kleinere Beben auftreten, ohne Vorwarnung und zu jeder Zeit. Tsunamis sind in Deutschland extrem selten; dennoch gab es historisch auch in Europa vereinzelt Tsunami-Ereignisse (z.B. nach dem Erdbeben von Lissabon 1755). Wer in Küstennähe lebt oder in den Urlaub ans Meer fährt, sollte auch dieses Risiko kennen.
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Fazit: Jeder kann prinzipiell von Erdbeben überrascht werden – ob zu Hause, auf Reisen oder sogar nachts im Schlaf. Daher ist Notfallvorsorge wichtig: Wer vorbereitet ist, schützt Leben und Eigentum. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Erdbeben und Tsunamis entstehen, was Sie vorbeugend tun können (Krisenvorsorge), wie Sie sich im Ernstfall richtig verhalten und was danach zu tun ist. Außerdem finden Sie eine hilfreiche Checkliste zur Notfallausrüstung inklusive Produktempfehlungen. Denken Sie daran: Im Notfall zählen Sekunden – Vorbereitung und das Wissen um richtiges Verhalten (etwa Verhalten bei Erdbeben) können entscheidend sein!
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Tipp: Installieren Sie die kostenlose NINA-Warn-App und schauen Sie regelmäßig auf warnung.bund.de, um offizielle Warnmeldungen zu erhalten. Merken Sie sich auch die deutschen Notrufnummern 112 (Feuerwehr/Rettungsdienst) und 110 (Polizei) für den Ernstfall.
1.1 Ursachen und Formen von Erdbeben & Tsunamis
Erdbeben
Ein Erdbeben ist eine plötzliche Erschütterung der Erdoberfläche, verursacht durch ruckartige Bewegungen der Gesteinsschichten in der Erdkruste. Unser Planet besteht aus verschiedenen tektonischen Platten, die ständig langsam in Bewegung sind. Verhaken sich diese Platten an ihren Rändern, bauen sich Spannungen auf. Lösen sich diese Spannungen schlagartig, kommt es zu einem Beben – die freigesetzte Energie breitet sich als seismische Wellen aus und lässt den Boden zittern. Die Stärke eines Bebens wird in der Regel durch die Magnitude (z.B. Richter- oder Moment-Magnituden-Skala) angegeben, während die Intensität angibt, wie stark die Auswirkungen an der Oberfläche sind. Neben tektonischen Beben gibt es auch nicht-tektonische Ursachen: z.B. vulkanische Erdbeben, Einsturzbeben (durch unterirdische Hohlräume) oder vom Menschen verursachte Beben (etwa durch Bergbau oder Fracking).
In Deutschland treten die meisten spürbaren Beben entlang aktiver Störungszonen im Südwesten und Westen auf (siehe Einleitung). Glücklicherweise sind diese Beben meist moderat. Doch auch ein moderates Beben kann regional Gebäude beschädigen oder Erdrutsche auslösen. Wichtig zu wissen: Nachbeben sind häufig – auf ein großes Beben folgen oft zahlreiche kleinere Beben (Nachbeben), die weitere Schäden verursachen können.
Tsunamis
Ein Tsunami ist eine Serie von ungewöhnlich großen Wasserwellen, die ganze Küstengebiete überschwemmen können. Auslöser sind meist heftige Erschütterungen unter Wasser – typischerweise Seebeben, also Erdbeben mit Epizentrum am Meeresgrund. Auch Untersee-Landschlides, Vulkanausbrüche oder (sehr selten) Meteoriteneinschläge können Tsunamis verursachen. Im offenen Ozean breiten sich Tsunami-Wellen nahezu unbemerkt mit hoher Geschwindigkeit aus, doch in Küstennähe türmen sie sich auf. Sie können Höhen von über 10 Metern erreichen und mit großer Zerstörungskraft an Land treffen.
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Für die deutschen Küsten ist das Tsunami-Risiko gering – die Nord- und Ostsee liegen fern großer Plattengrenzen. Allerdings könnten extreme Ereignisse (z.B. ein Erdbeben im Nordatlantik oder ein Hangrutsch auf dem Festlandsockel) theoretisch auch an der Nordseeküste Flutwellen erzeugen. Praktisch wichtiger: Viele Deutsche reisen in Urlaubsländer mit höherem Tsunami-Risiko (Mittelmeer, Asien, Pazifik). Daher ist es sinnvoll, das Phänomen zu kennen. Tsunamis kündigen sich oft durch natürliche Warnsignale an, z.B. ein starkes Beben am Strand, ein ungewöhnliches Zurückziehen des Meerwassers oder ein donnerndes Geräusch. In so einem Fall heißt es: sofort in Sicherheit bringen (weit ins Landesinnere oder auf höhere Anhöhen)!

2 Vorbeugende Maßnahmen zu Hause und im Alltag
Man kann Erdbeben und Tsunamis nicht verhindern – aber man kann im Vorfeld viel tun, um Schaden zu begrenzen und sich selbst zu schützen (Notfallvorsorge). Hier eine Checkliste wichtiger vorbeugender Maßnahmen für Zuhause und den Alltag:
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Gebäudesicherheit beachten
Wenn Sie in einem erdbebengefährdeten Gebiet wohnen, stellen Sie sicher, dass Ihr Haus den baulichen Anforderungen standhält. Modern gebaute Häuser in Deutschland haben meist einen guten Erdbeben-Grundschutz. Bei älteren Gebäuden (Altbauten) lohnt sich ggf. eine Überprüfung durch einen Statiker. Achten Sie auf stabile Bauweise, symmetrischen Grundriss und ausreichend Wände/Verstrebungen. Risse oder Schwächen (besonders an Schornsteinen, Wänden und Decken) sollten repariert werden. Wer neu baut, sollte die regionale Erdbebenzone berücksichtigen und nach Norm (z.B. DIN EN 1998) bauen lassen. Tipp: Befindet sich Ihr Gebäude an einem Hang, denken Sie auch an Hangrutsch-Risiken bei Beben.
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Schwere Möbel und Gegenstände sichern
Im Haushalt können umstürzende Möbel, herabfallende Gegenstände oder berstende Scheiben bei einem Beben große Gefahr bedeuten. Befestigen Sie hohe Schränke, Regale und Bücherregale unbedingt mit Kippsicherungen fest an der Wand. Montieren Sie Spiegel, Hängeschränke, Bilder etc. mit robusten Dübeln. Stellen Sie schwere oder zerbrechliche Objekte grundsätzlich unten in Regale (nicht obenauf). Hängen Sie über Betten oder Sitzplätzen keine schweren Lampen, Bilderrahmen oder Regalbretter auf – diese könnten im Schlaf oder bei einem Beben auf Personen fallen. Ein Boiler oder Warmwasserspeicher sollte ebenfalls gut verankert sein. Auch Aquarien oder schwere Fernseher sollten standsicher platziert oder gesichert werden, damit sie nicht umkippen.
Wohnung vorbereiten – sichere Bereiche definieren
Überlegen Sie bereits im Voraus, wo Sie Schutz suchen können, wenn ein Erdbeben Sie im Haus überrascht. Gute Schutzbereiche sind z.B. unter stabilen Tischen oder Arbeitsplatten, in Zimmerecken neben tragfähigen Innenwänden oder unter einem tragenden Türrahmen. Machen Sie mit Ihrer Familie einen Plan: Welche Orte gelten pro Raum als sicher? (Innenwände sind meist besser als Außenwände; fern von Fenstern, Spiegeln oder hohen Möbeln.) Sprechen Sie darüber, damit im Ernstfall jeder weiß, wohin er sich ducken soll.
Notfallplan und Kommunikation
Erstellen Sie einen Familien-Notfallplan. Vereinbaren Sie einen Treffpunkt außerhalb des Hauses für den Fall, dass man sich nach dem Beben suchen muss. Legen Sie einen weit entfernten Verwandten oder Freund als zentralen Telefonkontakt fest, falls lokale Netze überlastet sind (oft sind Auswärts–Telefonate eher möglich als lokale). Halten Sie wichtige Dokumente bereit (Personalausweis, Versicherungsunterlagen, Medikamentenpass etc.), am besten kopiert in einem wasserdichten, feuerfesten Beutel. Schulen Sie alle Haushaltsmitglieder: Wo sind Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Kasten und Gas-/Wasserabsperrhähne? Wie schaltet man Strom am Hauptschalter ab? (Tipp: Zeigen Sie auch Ihren Nachbarn, wo sich Ihr Gas- und Wasseranschluss befindet, falls Sie es selbst nicht tun können.)
Notgepäck und Vorräte anlegen
Stellen Sie ein Notfallgepäck zusammen, das griffbereit steht (z.B. in einem Rucksack in der Garderobe). Inhalt: Taschenlampe, Batterien, Kurbelradio, Erste-Hilfe-Set, haltbare Lebensmittel, Wasserflaschen, Medikamente, Taschenmesser/Multitool, wichtige Dokumente, etwas Bargeld, Handy-Ladegerät/Powerbank, Wärmedecken, Wechselkleidung, Hygieneartikel etc. Dieser „Fluchtrucksack“ sollte Sie und Ihre Familie für mind. 2–3 Tage autark versorgen. Zusätzlich ist es ratsam, einen Notvorrat an Lebensmitteln und Trinkwasser für etwa 1–2 Wochen im Haus zu haben (das empfiehlt auch die Bundesregierung im Rahmen der Krisenvorsorge). Denken Sie an Haustiere (Futter) und spezielle Bedürfnisse (Baby-Nahrung, Insulin etc.). Hinweise zur Vorratshaltung und Checklisten finden Sie z.B. beim BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe).
Warnsysteme nutzen
Richten Sie Warnmöglichkeiten ein. Installieren Sie unbedingt Rauchmelder – Brände sind eine häufige Folge von Erdbeben, und Rauchmelder können Sie rechtzeitig alarmieren. Besorgen Sie sich ein batteriebetriebenes Radio oder ein Kurbelradio, um auch bei Stromausfall offizielle Informationen empfangen zu können. Melden Sie sich bei lokalen Warn- und Alarmsystemen an: In Deutschland warnt z.B. die NINA-App vor Gefahren; viele Regionen haben Sirenen oder Lautsprecherdurchsagen. Auf warnung.bund.de werden aktuelle Warnmeldungen veröffentlicht. Im Küstenurlaub sollten Sie auf Tsunami-Warnschilder achten und sich mit den Evakuierungsrouten vor Ort vertraut machen.
Versicherung prüfen
Normale Wohngebäude- oder Hausratversicherungen schließen Schäden durch Erdbeben oder Überschwemmungen meist nicht automatisch ein. Wenn Sie in einem potentiellen Risikogebiet wohnen (oder z.B. ein Haus an der Ostseeküste besitzen), lohnt es sich über eine Elementarschadenversicherung nachzudenken. Diese zusätzliche Versicherung deckt Naturkatastrophen-Schäden ab, darunter Erdbeben, Überschwemmungen oder Erdrutsche. Informieren Sie sich bei Ihrem Versicherer und dokumentieren Sie wertvolle Besitztümer (z.B. Inventarliste, Fotos/Videos von Einrichtung – das hilft im Schadensfall bei der Abwicklung).

3 Was tun im Ernstfall? Verhalten während Erdbeben & Tsunamis
Wenn die Erde plötzlich bebt oder eine Tsunami-Warnung ausgegeben wird, gilt es, ruhig aber sofort richtig zu handeln. Panik ist der größte Feind – bleiben Sie so gut es geht besonnen. Hier die wichtigsten Verhaltensregeln:
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Verhalten während eines Erdbebens
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Ruhe bewahren und Schutz suchen
Bei einem plötzlichen Erdbeben nicht in Panik geraten, sondern sofort Schutz suchen. Denken Sie daran: Das Meiste an Verletzungen passiert durch herabfallende Objekte und Glassplitter. Drinnen: Bleiben Sie im Gebäude und rennen Sie nicht hinaus (draußen könnten Ihnen Dachziegel oder Glas auf den Kopf fallen). Gehen Sie stattdessen in Deckung: Ducken Sie sich auf den Boden und schützen Sie Kopf und Nacken mit den Armen. Kriechen Sie unter einen stabilen Tisch, Schreibtisch oder in einen Türrahmen und halten Sie sich fest. Bleiben Sie möglichst auf Knien, mit geringem Profil. Halten Sie sich fern von Fenstern, Glaswänden, Regalen oder schweren Möbeln, die umkippen könnten. In Bett: Falls Sie nachts überrascht werden – bleiben Sie liegen, schützen Sie Ihren Kopf mit einem Kissen. Außenwände meiden, suchen Sie das Zentrum der Wohnung (Innenwände).
“Drop, Cover, Hold On”
International wird die Regel „Drop – Cover – Hold On“ empfohlen. Auf Deutsch: Runter, Schützen, Festhalten. Bringen Sie sich zu Boden, bedecken Sie Kopf/Nacken, und halten Sie sich an einer festen Struktur fest, bis die Erschütterung vorüber ist. Wichtig: Verlassen Sie Ihren Schutz (z.B. unter dem Tisch) erst wenn das Beben vorbei ist. Bleiben Sie wachsam – es können noch Gegenstände nachfallen.
Im Freien
Wenn Sie sich draußen befinden, bleiben Sie draußen. Entfernen Sie sich von Gebäuden, Brücken, Straßenlaternen, Bäumen oder Telefonleitungen, bis nichts Gefährliches mehr in Ihrer Nähe ist (halten Sie mindestens 5 Meter Abstand von Häusern wegen herabfallender Teile). Gehen Sie auf eine freie Fläche, hocken Sie sich hin und schützen Sie Ihren Kopf. Vermeiden Sie es, zurück ins Haus zu laufen, solange es noch wackelt. In engen Straßenschluchten (z.B. Altstadtgassen) stellen Sie sich notfalls in einen Hauseingang, um sich vor Trümmern von oben zu schützen.
Im Auto
Wenn Sie während der Fahrt ein starkes Beben spüren, fahren Sie langsam an den Straßenrand und halten Sie an. Meiden Sie Brücken, Tunnel, Überführungen oder Gebäude, unter denen Sie stehen könnten. Bleiben Sie im Auto sitzen, bis das Beben vorbei ist. Stellen Sie das Radio an (Verkehrsfunk), um Informationen zu erhalten. Fahren Sie erst weiter, wenn es sicher ist – achten Sie auf Straßenschäden, Risse oder herabgestürzte Leitungen. Wenn ein Stromkabel aufs Auto gefallen ist: Bleiben Sie im Fahrzeug, bis Hilfe kommt (das Auto wirkt als Faradayscher Käfig, verlassen wäre lebensgefährlich).
In der Öffentlichkeit
Befinden Sie sich in einem Geschäft, Museum oder Bürogebäude, gehen Sie in Deckung wie oben beschrieben. Folgen Sie den Anweisungen des Personals. Nutzen Sie keinesfalls Aufzüge – Stromausfall oder Verklemmung drohen. Suchen Sie Notausgänge erst nach dem Beben auf, nicht währenddessen.
Verhalten bei Tsunami-Gefahr
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Nach Küsten-Erdbeben sofort flüchten
Ein starkes Erdbeben in Küstennähe ist ein natürliches Tsunami-Warnsignal. Wenn Sie sich an der Küste oder am Strand aufhalten und ein längeres oder sehr starkes Beben verspüren, schützen Sie sich zuerst vor dem Beben. Sobald das Beben vorbei ist, verlassen Sie sofort den Küstenbereich! Warten Sie nicht auf offizielle Warnungen. Begeben Sie sich schnellstens auf höher gelegenes Terrain oder weit ins Landesinnere (mindestens 1–2 km vom Ufer weg oder auf Anhöhen über 30 m Höhe). Warnzeichen wie ein plötzlich zurückweichendes Meerwasser oder ungewöhnliche Geräusche bedeuten höchste Eile – zögern Sie keine Sekunde. Informieren Sie andere in Ihrer Nähe (rufen Sie z.B. „Tsunami!“) und nehmen Sie wenn möglich Ihr Notfallgepäck mit. Bleiben Sie oben/inland, bis Entwarnung gegeben wird (ein Tsunami kommt oft in Wellen-„Serien“ über Stunden).
Offizielle Tsunami-Warnung
In seltenen Fällen kann ein Tsunami auch ohne spürbares Vorbeben drohen (z.B. ausgelöst weit draußen auf dem Ozean). Dann erfolgt eine Warnung der Behörden über Sirenen, Lautsprecher, Radio/TV oder Warn-App. Befolgen Sie strikt die Anweisungen. Meist werden Evakuierungsgebiete und Routen bekanntgegeben. Verlassen Sie gefährdete Zonen umgehend. Gehen oder fahren Sie geordnet auf den ausgeschilderten Evakuierungswegen ins sichere Gebiet. Vermeiden Sie Überlastung der Telefonnetze – informieren Sie wichtige Personen knapp per SMS über Ihre Evakuierung. Falls Zeit bleibt, schalten Sie Gas und Strom zu Hause ab. Suchen Sie keinen Strand auf, um „nachzusehen“ – Neugier kann tödlich enden. Entfernen Sie sich auch von Flussufern, da Tsunamiwellen Flüsse aufwärts fließen können.
Auf dem Wasser
Wenn Sie sich mit einem Boot auf dem Meer befinden und ausreichende Zeit und Warnung haben, steuern Sie in tiefes Gewässer hinaus (weg von der Küste). Auf offener See haben Tsunamiwellen nur geringe Wellenhöhe und sind weniger gefährlich. Befinden Sie sich hingegen in Küstennähe oder in einem Hafen und ein Tsunami naht, versuchen Sie nicht mehr, aufs Meer hinauszufahren – verlassen Sie das Boot und suchen Sie an Land höheres Gelände. Schiffe im Hafen sollten nach Möglichkeit rechtzeitig ins offene Meer auslaufen, aber falls die Zeit nicht reicht, gilt für Crew und Passagiere: sofort von Bord gehen und auf festes, erhöhtes Gebiet fliehen.
Nach Tsunami-Ereignis
Auch wenn das Wasser zurückgegangen ist, bleibt die Gefahr bestehen. Es können weitere Wellen folgen. Bleiben Sie fern der Küste, bis die Behörden Entwarnung geben. Helfen Sie nach Möglichkeit anderen Menschen auf höheres Gebiet. Kehren Sie nicht zu früh in überschwemmte Gebiete zurück – Überschwemmungswasser kann Trümmer, gefährliche Strömungen und offene Kanalisation beinhalten.
4 Nach Erdbeben & Tsunamis: Die Zeit danach
Ist das Beben und die unmittelbare Gefahr vorüber, beginnt die Phase der ersten Hilfe, Schadensbegrenzung und des geordneten Handelns. Behalten Sie einen kühlen Kopf und gehen Sie Schritt für Schritt vor:
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Eigenen Zustand prüfen
Sind Sie verletzt? Bleiben Sie nicht allein – rufen Sie nach Hilfe, wenn nötig. Leisten Sie Erste Hilfe bei Bedarf (versorgen Sie blutende Wunden, beruhigen Sie Schockzustände). Kleinere Verletzungen können Sie mit dem Notfall-Erste-Hilfe-Set selbst behandeln. Decken Sie sich und andere ggf. warm zu, um Schock vorzubeugen.
Gefahren checken, Haus sicher machen
Prüfen Sie vorsichtig Ihre Umgebung. Gibt es Feuer? Löschen Sie kleine Brände sofort, bevor sie außer Kontrolle geraten (z.B. mit dem Feuerlöscher oder einer Löschdecke). Riechen Sie Gas oder sehen beschädigte Gasleitungen? Drehen Sie die Gaszufuhr ab (Haupthahn schließen)! Schalten Sie zur Sicherheit auch den Strom am Hauptschalter aus, vor allem wenn Wasserleitungen gebrochen sind (Stromschlaggefahr in nassen Räumen). Vorsicht bei offenen Flammen – nutzen Sie Taschenlampen statt Kerzen, um kein Gas zu entzünden. Tragen Sie festes Schuhwerk (Glasscherben!) und einen Helm oder zumindest einen harten Hut, wenn verfügbar, falls Trümmer herabfallen. Warnung: Betreten Sie keine stark beschädigten Gebäude. Wenn Wände große Risse haben oder die Statik unsicher wirkt, bleiben Sie draußen. Lassen Sie ein professionelles OK durch Experten (THW, Statiker) abwarten, bevor Sie wieder hinein gehen.
Nachbeben einkalkulieren
Rechnen Sie mit Nachbeben (oft in den Stunden und Tagen nach einem großen Beben). Halten Sie daher bei allen Aktionen (Aufräumen, Retten etc.) immer einen Fluchtweg frei und achten Sie auf Ihre Umgebung. Ein starkes Nachbeben kann weitere Schäden verursachen. Bleiben Sie also wachsam und bereit, erneut in Deckung zu gehen, falls die Erde wieder bebt. Halten Sie sich vorerst im Freien oder in einem unbeschädigten Bereich auf. Entfernen Sie sich von instabilen Strukturen, die durch Nachbeben einstürzen könnten.
Hilfe holen und leisten
Überprüfen Sie die Menschen um sich herum. Ist jemand verletzt oder eingeschlossen? Leisten Sie nach Kräften Hilfe. Achten Sie aber auf Ihre eigene Sicherheit – bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr. Verschüttete Personen: rufen Sie laut nach ihnen, klopfen Sie auf Trümmer. Versuchen Sie, Eingeschlossene zu befreien, wenn es ohne großes Risiko möglich ist. Wenn Sie selbst verschüttet sind: Machen Sie durch Klopfzeichen oder Rufe auf sich aufmerksam. Nutzen Sie eine Trillerpfeife oder einen Notalarm, falls vorhanden. Bedecken Sie Mund und Nase mit Kleidung gegen Staub und sparen Sie Ihre Kräfte. Notruf absetzen: Rufen Sie im Falle von schweren Verletzungen, Bränden, Gasaustritt oder Einsturzgefahr schnellstmöglich Hilfe über 112 (Feuerwehr/Rettung). Für Polizei, z.B. bei akuter Gefahr durch Plünderungen oder zur Koordination, wählen Sie 110. Beachten Sie, dass nach einem großen Beben Telefonnetze überlastet sein können – halten Sie Gespräche kurz. Nutzen Sie SMS oder Messenger, um Angehörigen mitzuteilen, dass Sie in Sicherheit sind, statt zu telefonieren. Oft funktionieren SMS/Internet eher als Sprachnetz.
Informationen einholen
Schalten Sie Ihr batteriebetriebenes Radio ein oder nutzen Sie die NINA-App (sofern Internet verfügbar), um offizielle Anweisungen zu erhalten. Die Behörden werden bekanntgeben, ob Evakuierungen nötig sind, wo Notunterkünfte eingerichtet werden, und wann es sicher ist, in beschädachte Gebäude zurückzukehren. Folgen Sie diesen Anweisungen unbedingt. Vertrauen Sie nur offiziellen Quellen (Behörden, öffentlich-rechtlicher Rundfunk) und meiden Sie Gerüchte. Bei Tsunamis wird über Radio/Apps ebenfalls Entwarnung gegeben, wenn keine weiteren Wellen mehr zu erwarten sind.
Kanalisation und Wasser
Benutzen Sie Toiletten nur, wenn Sie sicher sind, dass Abwasserleitungen intakt sind. Nach schweren Erdbeben können Wasser- und Kanalleitungen beschädigt sein – das Toilettenspülen könnte Abwasser ins Haus drücken oder gar nicht ablaufen. In dem Fall nutzen Sie provisorische Lösungen (Not-Toiletten, Eimer mit Müllbeuteln – vgl. Camping-Toilette in der Ausrüstungsliste). Trinken Sie kein Leitungswasser direkt, bevor Entwarnung kommt – es könnte kontaminiert sein. Nutzen Sie Ihren Wasservorrat, einen Wasserfilter oder kochen Sie Wasser ab, falls nötig.
Rückkehr und Aufräumen
Wenn Sie Ihr Haus verlassen haben, lassen Sie es von Experten prüfen, bevor Sie es wieder betreten. Erst wenn die Bausubstanz sicher ist, können Sie mit dem Aufräumen beginnen. Beim Aufräumen: Tragen Sie Schutzausrüstung (feste Handschuhe, stabiles Schuhwerk, Helm oder Mütze, Staubmaske – es können immer noch Trümmer oder Staub vorhanden sein). Räumen Sie vorsichtig und Schritt für Schritt. Vorsicht vor Glassplittern und Nägeln. Elektrische Geräte, die nass geworden sind, nicht einfach einschalten – Kurzschlussgefahr. Dokumentieren Sie Schäden währenddessen sorgfältig mit Fotos oder Videos, falls möglich.
Schäden dokumentieren und melden
Halten Sie den Schaden an Ihrem Eigentum lückenlos fest: Machen Sie Fotos von allen beschädigten Räumen, Möbeln, Geräten. Schreiben Sie eine Liste der Verluste. Kontaktieren Sie sobald wie möglich Ihre Versicherung, falls Sie versichert sind (Gebäudeversicherung, Elementarschadenversicherung etc.), und melden Sie den Schaden. Viele Versicherer verlangen eine Schadensliste und Fotos als Nachweis. Unternehmen Sie ohne Rücksprache keine vorschnellen Reparaturen an versicherten Objekten – oft will der Versicherer zuerst eine Begutachtung. Sichern Sie aber das Nötigste (z.B. Plane über Dach, falls offen).
Psychische Aspekte
Ein starkes Erdbeben oder ein Tsunami sind traumatische Erlebnisse. Zögern Sie nicht, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie oder Familienmitglieder das Ereignis nur schwer verarbeiten können. Es ist normal, noch Tage oder Wochen angespannt zu sein oder phantomartige Nachbeben zu „spüren“. Sprechen Sie miteinander über das Erlebte. Holen Sie professionelle Hilfe, wenn Schlafstörungen, Angst oder Stress überhand nehmen.
Zusammengefasst
Kümmern Sie sich nach einem Erdbeben zuerst um akute Gefahren (Brände, Gas, Verletzungen), dann um Informationen und Hilfeleistung. Bewahren Sie Ruhe und handeln Sie überlegt. Die Zeit nach dem Ereignis ist herausfordernd, aber mit einem guten Notfallplan und Gemeinschaftshilfe werden Sie diese Phase bewältigen.
