EXPLOSIONEN
1 Explosionen: Risiken, Vorsorge und richtiges Verhalten
Explosionen können überall passieren – von der heimischen Gasheizung bis zum Industriebetrieb. Ein Explosionsereignis ist technisch eine plötzliche, rasche Druckerhöhung, die zum unkontrollierten Auseinanderbrechen von Gebäuden, Fahrzeugen und anderen Objekten führt. Häufig sind menschliche Faktoren die Ursache – etwa ein Brand, ein Versagen technischer Anlagen oder vorsätzliche Sprengungen. Praktisch bedeutet das: Jede Familie und jeder Hausbesitzer sollte sich bewusst sein, dass beispielsweise ein Gasleck in Küche oder Heizung ebenso zu einer Explosion führen kann wie ein Unfall im Chemiewerk oder ein Tanklastwagenunfall. Terroristisch motivierte Anschläge sind in Deutschland selten, aber brandsichere und explosionssichere Vorsorge sowie ein Notfallplan machen für alle Sinn.
1.1 Ursachen und Formen von Explosionen
Haushaltsgas (Erdgas, Propan, Butan)
Lecks in Gasleitung, Gastherme oder Gasherd können sich bei Funkenbildung oder offenem Feuer entzünden. Wohnungsexplosionen durch vergessene Gasherde oder defekte Gasgeräte kommen immer wieder vor.
Tank- und Druckbehälter (Autotank, Gasflasche, Heizoeltank)
Ein Aufprallunfall oder technischer Defekt kann einen Tank zum Bersten bringen. Auch bei Bauarbeiten können unterirdische Gas- oder Ölleitungen getroffen werden.
Industrieunfall
In Chemie- und Industriebetrieben lagern oft brisante Stoffe (z.B. Lösemittel, Ammoniumnitrat), deren versehentliche Mischung oder Überhitzung zu Großexplosionen führen kann.
Hausexplosion durch Unfall
Silvesterknaller, defekte Heizölkessel oder falsch installierte Lüftungen können insbesondere in Altbauten fatal sein.
Unfall mit Gefahrgut
Gefahrguttransporte auf Schiene und Straße bergen Explosionsrisiko – etwa bei Ölunfällen oder Chemieunfällen.
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Terroristische Sprengung (selten)
Angriffsszenarien mit Rohr- oder Autobomben sind selten, aber Experten berücksichtigen sie bei der Risikobewertung. (In Deutschland kamen solche Fälle bislang glücklicherweise nur vereinzelt vor.)
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Die meisten Explosionen haben also einen vermeidbaren Hintergrund (Brände, Lecks, technische Defekte). Ein gutes Verständnis dieser Ursachen hilft, gezielt vorzubeugen.

2 Vorbeugende Maßnahmen zu Hause und im Alltag
Gaswarnmelder und CO-Melder installieren
In Haushalten mit Gasanschluss schützt ein Gasmelder vor unsichtbaren Lecks. Je nach Brennstoffversorgung sollte sowohl ein Erdgaswarner als auch ein Kohlenmonoxid-(CO-)Melder angebracht sein. Moderne Geräte alarmieren bei geringem Schadstoffgehalt und können Leben retten.
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Rauchwarnmelder in allen Wohnräumen
Installieren Sie in Schlafzimmern, Flur und Wohnzimmer Rauchwarnmelder (ausgenommen Küche und Bad). Diese Frühwarnsysteme schützen vor Bränden, die oft Explosionsfolgen nach sich ziehen, und sind in Deutschland bauverpflichtend.
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Regelmäßige Wartung von Gasgeräten
Lassen Sie Gasthermen, Heizungen und Kaminöfen jährlich überprüfen. Undichte Ventile oder schlecht gewartete Anlagen sind häufige Explosionsauslöser. Vertragsinstallateure prüfen Brennstoffleitungen und stellen Sicherheitseinrichtungen ein.
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Brandschutz und sichere Handhabung
Ein tragbarer Feuerlöscher (z.B. 6 kg Pulver-Löscher) sowie Löschdecken im Haus können kleine Brände ohne Explosion eindämmen. Bewahren Sie leichtentzündliche Stoffe wie Lösungsmittel, Spiritus und Gasflaschen sicher auf. Schützen Sie elektrische Leitungen vor Beschädigung und vermeiden Sie Funkenflug beim Umgang mit Flammen. Bei auffälligem Gasgeruch sofort Fenster öffnen, Gaszufuhr absperren und – bevor man zur Gerätebedienung greift – lüften.
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Flucht- und Notfallplan
Erarbeiten Sie mit der Familie einen Fluchtweg und ein Treffen außerhalb. Halten Sie Warnapps (NINA), die Website warnung.bund.de sowie lokale Warnsysteme bereit. Speichern Sie die Notrufnummern (112/110) in jedem Familienhandy. Erstellen Sie sich eine persönliche Checkliste für den Ernstfall – z.B. „Gashahn schließen, Fenster öffnen, Notfallrucksack holen, Rundfunk einschalten“. Gehen Sie den Ablauf ruhig einmal im Kopf durch.
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Notfallausrüstung bereithalten
Packen Sie einen Rucksack mit Notfallausrüstung (siehe Produktempfehlungen unten). Enthalten sein sollte zumindest ein Erste-Hilfe-Set, eine Taschenlampe mit Reservebatterien, ein batteriebetriebenes Radio, eine Schutzbrille und ggf. eine Fluchthaube oder Atemmaske sowie wichtige Dokumente (in feuerfester Box) und ein Notvorrat Wasser/Nahrung. Ein gut gefüllter Vorrat gegen einen mehrtägigen Stromausfall (z.B. Powerbank fürs Handy) hilft ebenfalls.
Diese vorbeugenden Maßnahmen senken das Risiko einer Explosion erheblich. Vorsicht und Planung erhöhen Ihre Sicherheit im Ernstfall.

3 Verhalten während einer Explosion
Explosion erkannt? Ruhe bewahren, sofort handeln. Wenn es knallt oder der Gasalarm ertönt, befolgen Sie diese Schritte:
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Gebäude sofort verlassen
Flüchten Sie zügig und besonnen über Treppen (nicht den Aufzug!) ins Freie. Warnen Sie andere Bewohner auf dem Weg. Halten Sie großen Abstand zu dem Ort des Geschehens (empfohlen wird etwa die Hälfte der Gebäudehöhe). Bleiben Sie möglichst an der Luft, da giftige Brandgase und eine Druckwelle gefährlich sind.
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Notruf absetzen (112)
Sobald Sie in Sicherheit sind, rufen Sie umgehend die Feuerwehr und Polizei an. Nennen Sie Ort, Art des Vorfalls („Explosion“, Gasgeruch, Brand) und geschätzte Verletzungszahl. Kurze klare Informationen helfen Einsatzkräften.
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Gefahren vermeiden
Zünden Sie nichts an (kein Feuerzeug, kein Handy wegwerfen), öffnen Sie keine elektrischen Schalter und vermeiden Sie Funken. Halten Sie sich von zerborstenen Fenstern und beschädigten Leitungen fern. Setzen Sie, falls Rauch auftritt, einen feuchten Tuch über Mund und Nase und kriechen Sie möglichst tief am Boden zum Ausgang (raucharme Luftschicht nutzen). Tragen Sie eine Schutzbrille oder halten Sie Ihre Augen zu, um Splitter zu vermeiden.
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Menschenrettung (vorsichtig)
Helfen Sie verletzten oder eingeklemmten Personen nur, wenn Sie sich dabei nicht selbst in Gefahr bringen. Rufen Sie gegebenenfalls sofort Feuerwehr/Polizei zu eingestürzten Strukturen, statt als Laie zu versuchen, Trümmer zu beseitigen. Wie das BBK rät: “Bei vermuteten Verschütteten die Feuerwehr alarmieren – berühren und bewegen Sie Verschüttete nicht, es sei denn, ihr Leben ist akut gefährdet”.
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Orientierung halten
Nach der Evakuierung begeben Sie sich an einen zuvor festgelegten Sammelpunkt. Tauschen Sie wichtige Informationen aus (wer fehlt, wo kommt her). Signalisieren Sie Rettungskräften und schauen Sie auf Durchsagen über Radio oder Warn-Apps. Halten Sie Ihr Mobiltelefon eingeschaltet (im Schutzmodus) und vermeiden Sie unnötige Telefonate, um das Netz für Notrufe freizuhalten.
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Kommunikation
Informieren Sie Angehörige über Ihre Situation (z.B. durch SMS oder soziale Medien, da normale Telefonate überlastet sein können). Folgen Sie den Anweisungen von Einsatzkräften oder Behörden. Panik verbreiten Sie nicht – helfen Sie mit, Ruhe und Überblick zu bewahren.
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Bei Explosionen zählt jede Minute. Helfen Sie schnell und besonnen mit, sich selbst und andere in Sicherheit zu bringen.
4 Nach einer Explosion
Sofortige Hilfe und Verletztenversorgung
Behandeln Sie leichte Verletzungen (Schnittwunden, Schock) mit einem Erste-Hilfe-Set. Bei schweren Verletzungen warten Sie nicht – der Rettungsdienst (Notruf 112) kommt sofort. Kooperieren Sie mit den Einsatzkräften: Zeigen Sie mögliche Gefahrenquellen (Gasgeruch, Chemikalien) und nennen Sie vermisste Personen.
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Hilfe organisieren
Notdienste (Feuerwehr, THW, Rotes Kreuz) kümmern sich um Brandbekämpfung und Rettung. Halten Sie Flächen frei für Rettungsfahrzeuge. Nach Freigabe durch die Polizei darf die Gefahrenzone wieder betreten werden. Öffnen Sie vorsichtig Fenster und Türen, sobald keine Gefahr mehr besteht. Sorgen Sie für frische Luft und kurze Erholung der Betroffenen.
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Dokumentation des Schadens
Fotografieren oder filmen Sie möglichst alle zerstörten Bereiche und beschädigten Gegenstände. Führen Sie eine Liste mit entwendeten oder zerstörten Wertsachen. Diese Unterlagen sind wichtig für Polizei und Versicherer. Notieren Sie Datum/Uhrzeit und verfolgen Sie amtliche Meldungen zum weiteren Vorgehen.
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Versicherung informieren
Melden Sie den Schaden umgehend Ihrer Gebäude- und Hausratversicherung. In der Regel greift die Wohngebäudeversicherung (Feuerversicherung): Sie deckt explizit Schäden durch Explosion. Prüfen Sie, ob Ihr Paket Elementarschäden enthält (Explosion zählt in der Regel nicht als Elementargefahr, anders als Unwetter oder Überschwemmung). Bei Trümmerbeseitigung übernehmen die Versicherer oft zusätzlich die Kosten für Aufräumarbeiten. Ihre private Haftpflicht kann Folgeschäden bei Nachbarn abdecken.
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Psychosoziale Ersthilfe
Schock und Trauma nach einem Knall können lange nachwirken. Geben Sie Betroffenen (Erwachsene und Kinder) emotionale Unterstützung: Zeigen Sie Verständnis, hören Sie zu und beantworten Sie Fragen ehrlich. Helfen Sie, den Tagesablauf langsam wieder aufzunehmen. Wichtige Regeln der „psychischen Ersten Hilfe“ sind Nähe, Anteilnahme und klare Information. Viele Menschen brauchen Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Bieten Sie professionelle Hilfe an, z.B. Krisentelefone, Traumaambulanzen oder Berater. Drängen Sie niemanden, über das Erlebte zu sprechen, und respektieren Sie individuelle Reaktionen.
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Behördliche Schritte
In Abstimmung mit Polizei und Feuerwehr wird oft eine Untersuchung des Unfallorts durchgeführt. Folgen Sie deren Anweisungen. Drehen Sie – falls noch nicht geschehen – Gas- und Stromhauptschalter ab. Lassen Sie keine offenen Flammen und achten Sie auf Geruchsentwicklungen. Bleiben Sie wachsam für evtl. Nachbeben (z.B. ein zweiter Waggon kollabiert).
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Notfallkommunikation
Nutzen Sie Radio oder Smartphone (NINA-App) für aktuelle Informationen. Behörden und Medien geben Warnhinweise (Gassperre, Straßensperrungen, Evakuierungen) heraus. Beachten Sie diese Hinweise genau. Tauschen Sie Daten mit Nachbarn in betroffenen Gebieten, damit alle informiert sind.
Nach dem Chaos kehrt langsam Routine ein. Wichtig ist, dass Verletzungen versorgt sind, Angehörige wissen, wo Sie sind, und der Versicherung alle Infos vorliegen. Nutzen Sie auch seelische Hilfeangebote – Studien zeigen, dass einfühlsame Zuwendung und klare Informationen nach einem Trauma besonders wichtig sind.