Lawine am Gran-Sasso: Wie Beben in Italien das Rigopiano-Hotel verschüttete
- crisewise Redaktion
- 21. Jan. 2017
- 2 Min. Lesezeit

Im Januar 2017 erschütterten vier Erdbeben der Stärke fünf bis fünfeinhalb die Region Abruzzen in Mittelitalien und setzten eine gewaltige Lawine in Bewegung. Diese Lawine erfasste am 18. Januar das luxuriöse Hotel Rigopiano auf 1.200 Metern Höhe im Gran-Sasso-Massiv und begrub die Gäste und Mitarbeiter unter tonnenschweren Schneemassen. 29 Menschen kamen dabei ums Leben, nur neun Überlebende konnten lebend geborgen werden.
Schwere Erdbeben in kurzer Folge
Bereits am 18. Januar 2017 registrierten Seismometer mehrere heftige Erdstöße nahe dem Lago di Campotosto, die zwischen 5,0 und 5,5 auf der Richterskala lagen. Innerhalb von nur wenigen Stunden bebte die Erde mindestens viermal in dieser Magnitude-Klasse, was selbst in der ohnehin erdbebengeplagten Region ungewöhnlich war. Erdbebenforscher beobachten, dass die tektonischen Kräfte im Apennin das Gran-Sasso-Massiv besonders anfällig für solche Beben machen.
Das Hotel am Abgrund
Das Hotel Rigopiano lag abgelegen in einem engen Talschluss oberhalb der Provinzstraße SP 37 und war nur über eine zehn Kilometer lange, steil ansteigende Bergstraße erreichbar. Schon seit Anfang Januar hatte eine Kältewelle ungewöhnlich hohe Schneemengen mit bis zu fünf Metern Neuschnee in das Gebiet gebracht. Am Tag des Unglücks war die Straße jedoch nicht passierbar, sodass ein angekündigter Schneepflug nie eintraf.
Auslösung der Lawine
Unmittelbar nach dem vierten Erdbeben griff eine gewaltige Staublawine den Hoteleingang an und riss das Gebäude um bis zu zehn Meter von seinen Fundamenten. Die Flut aus Schnee, Geröll und umgestürzten Baumstämmen überrollte das viergeschossige Resort und begrub 28 Menschen im Inneren. Zwei Hotelgäste, die sich zur Unglückszeit auf dem Parkplatz befanden, blieben unverletzt und konnten aus eigener Kraft entkommen.
Dramatische Rettungsarbeiten
Erst um 4 Uhr am Folgetag erreichten die ersten Retter die Unglücksstelle – auf Skiern und per Hubschrauber. Wegen der extremes Wetter- und Lawinengefahr dauerten die Bergungsarbeiten bis zum 25. Januar an. In der Nacht des 19. Januar konnten neun Menschen aus den Schneemassen gerettet werden, darunter vier Kinder. Bis zum Abend des 25. Januar wurden alle 29 Toten geborgen – dann stellten die Rettungskräfte ihre Suche ein, da keine Vermissten mehr gemeldet wurden.
Folgen für Überlebende und Angehörige
Bereits ein Jahr später klagten Überlebende und Hinterbliebene über offene Fragen und Schuldzuweisungen. Ein Angehörigenkomitee forderte umfassende Aufklärung, da Warnmeldungen vor der höchsten Lawinenwarnstufe offenbar nicht rechtzeitig in Farindola ankamen. Die Staatsanwaltschaft von Pescara leitete Verfahren gegen 23 Verantwortliche ein, darunter Hotelbetreiber und Lokalpolitiker, prüft fahrlässige Tötung sowie Versäumnisse beim Notruf und bei Evakuierungsplänen.
Lehren und Sicherheitsmaßnahmen
Das Rigopiano-Unglück zeigte einmal mehr die Gefahren, wenn starke Erdbeben und schwere Schneefälle zusammentreffen. Experten fordern nun einheitliche Lawinenwarnsysteme und eine bessere Koordination zwischen meteorologischen Diensten, Behörden und Betreibern abgelegener Berganlagen. Auch die Zugänglichkeit von Bergstraßen und die Verfügbarkeit von Räumfahrzeugen sollen künftig verbindlich geregelt werden, um Verzögerungen bei der Rettung zu vermeiden