Europa versinkt: Wie die Überschwemmungen 2024 Valencia und ganz Europa trafen
- crisewise Redaktion
- 30. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit

2024 wurde zu einem Jahr der Rekordüberschwemmungen in Europa. Von Spanien bis nach Polen wüteten heftige Regenfälle, mehr als hundert Menschen starben, und die wirtschaftlichen Verluste belaufen sich laut ersten Schätzungen auf rund 3 Milliarden Euro.
Überschwemmungen in Zentraleuropa
Bevor Spanien im Herbst 2024 betroffen war, hatten schon Österreich, Polen, Tschechien, Ungarn, Deutschland, Slowenien und Italien mit extremen Starkregen und überfüllten Flussbetten zu kämpfen. In vielen Regionen mussten Strom- und Bahnverbindungen eingestellt werden, Hunderttausende Häuser standen zeitweise unter Wasser.
Der Reigen der DANA in Spanien
Ende Oktober traf eine ungewöhnlich starke Kaltluftströmung aus Nordwestafrika – in Spanien „Gota Fría“ genannt – auf die feuchtwarme Luft über dem Mittelmeer. In der Region Valencia, aber auch in Andalusien und Murcia führte dies zu sintflutartigen Regenfällen und Sturzfluten.
Rekordniederschläge in Stundenfrist
Innerhalb von nur acht Stunden fielen teils über 442 Liter Regen pro Quadratmeter, in 24 Stunden wurden an manchen Messpunkten sogar 619 Liter gemessen. Solche Wassermengen sprengten Rückhaltekapazitäten und verwandelten Schluchten in reißende Sturzfluten.
Betroffene Flächen und Menschen
Mehr als 156 km² Land geriet unter Wasser, rund 190.000 Menschen waren direkt von den Überschwemmungen betroffen. Ganze Ortschaften standen unter Schlammmassen, Straßen und Brücken brachen weg.
Todesopfer und Milliardenschäden Mindestens 230 Menschen kamen ums Leben, fünf weitere werden noch vermisst. Damit zählt dieses Ereignis zu den tödlichsten Flutkatastrophen Spaniens der Neuzeit. Die Schäden an Wohnhäusern, Autos und Infrastruktur belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro – Experten sprechen von über 60.000 zerstörten Wohnungen und 115.000 beschädigten Fahrzeugen.
Rettungskräfte im Großeinsatz
Fast 20.000 Soldaten und Polizisten waren im Einsatz – der größte Friedenszeiteinsatz der spanischen Streitkräfte. Auf EU-Ebene aktivierte die Kommission den Zivilschutzmechanismus und stellte aus Kohäsionsfonds bis zu 10 Milliarden Euro für Hilfen bereit. Zudem unterstützen zahlreiche Nachbarstaaten mit Suchteams und Ausrüstung.
Drei Monate später: Trümmer und Trägheit
Drei Monate nach der Katastrophe erinnert in Orten wie Paiporta noch immer Trümmerschutt an jene Tage. Kühlschränke und Sofas liegen wie Mahnmale im ausgetrockneten Flussbett, während Aufräumarbeiten nur schleppend vorankommen.
Warnungen zu spät – Prävention versagt
Obwohl die Wetterbehörde schon am 27. Oktober vor Starkregen warnte, erschien die offizielle Alarmmeldung erst gegen 20 Uhr am 29. Oktober auf den Handys vieler Bewohner – als die Fluten längst ausgebrochen waren. Kritiker bemängeln zudem, dass ein Jahr vor der Katastrophe die regionale Notfallbehörde ersatzlos gestrichen worden war.
Proteste und politischer Druck
Am 9. November 2024 gingen 130.000 Menschen in Valencia auf die Straße, um den Rücktritt von Regionalpräsident Carlos Mazón zu fordern. König Felipe VI. und Ministerpräsident Pedro Sánchez wurden bei ihrem Besuch mit wütenden Slogans empfangen.
EU-Debatte über Vorsorge und Hilfen
Am 13. November 2024 debattierte das Europäische Parlament über die Forderungen an die EU bezüglich besserer Vorsorge und zügiger Unterstützung für Betroffene. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit aller Mitgliedstaaten gegenüber Extremwetter zu stärken und schnelle Hilfen im Notfall sicherzustellen.
Ausblick: Besser vorbereiten, stärker anpassen
Klimaforscher warnen, dass solche Extremregen durch den menschengemachten Klimawandel zunehmen. Entscheidend sind nun verlässliche Frühwarnsysteme, klimaangepasste Infrastruktur und langfristige Finanzplanung auf nationaler wie auf EU-Ebene – nur so lassen sich die Folgen künftiger Überschwemmungen begrenzen.