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Berlin-Blackout als Warnsignal: Stromausfall & Cyberangriffe – so gelingt die 72-Stunden- bis 10-Tage-Vorsorge

  • Autorenbild: crisewise Redaktion
    crisewise Redaktion
  • 14. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit
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Ein Strommast brennt, Leitungen reißen – und plötzlich stehen ganze Stadtviertel still. Genau das ist in Berlin passiert: Nach einem Brandanschlag auf zwei Hochspannungsmasten im Südosten der Stadt waren zeitweise rund 50.000 Haushalte und Betriebe ohne Strom. Ampeln fielen aus, Bahnen standen, Läden blieben dunkel. Ermittler sprechen von mutmaßlicher Brandstiftung; die Reparaturen liefen Tage lang im Notbetrieb. Am 11. September meldete der Netzbetreiber die Wiederversorgung, parallel liefen noch Arbeiten an Provisorien.


Fallbeispiel Berlin: Was genau geschah – und warum es so lange dauerte

In der Nacht wurden zwei Masten am Königsheideweg angezündet. Dadurch wurden mehrere Starkstromleitungen beschädigt. Weil gleich zwei Knoten ausfielen, griff die übliche Netz-Reserve (n-1-Prinzip) nicht – die Redundanz war „mit ausgeschaltet“. Das erklärt, warum die Störung so groß war und teils über 48 Stunden anhielt. Zwischenzeitlich waren 13.000 bis 20.000 Kunden wiederholt betroffen, bis am späten Donnerstagnachmittag die Notlösung stabil hielt.

Um wieder Strom zu liefern, zogen Teams armdicke Erdkabel aus, setzten meter­große Muffen und banden Umspannwerke provisorisch an. Erst danach konnten weite Teile von Adlershof, Johannisthal, Altglienicke, Bohnsdorf, Grünau und Köpenick versorgt werden. Offiziell hieß es: Wiederversorgung am 11.09., 16:33 Uhr – die endgültige Reparatur an den Masten dauert länger. 

Der Alltag war spürbar betroffen: Ein Hotel hielt den Betrieb mit Handarbeit am Laufen, Geschirr wurde stundenlang per Hand gespült. Supermärkte warfen verdorbene Kühlware weg, Generatoren und Powerstations waren plötzlich ausverkauft. 


Lehren aus dem Blackout: Physischer Angriff + digitale Risiken

  • Kritische Infrastruktur bleibt angreifbar. Freileitungen, Knotenpunkte und Umspannwerke lassen sich nicht überall gleichzeitig schützen. Physische Sabotage kann binnen Minuten kaskadierende Ausfälle auslösen – bei Strom, Verkehr, Telekom, Notruf und Wasser. 

  • Cyber & analog hängen zusammen. Fällt die Stromversorgung aus, geraten oft IT-Systeme, Mobilfunk und Karten­zahlung in Schieflage. Ohne unabhängige Kommunikationswege (Radio, Lautsprecherdurchsagen, Anlaufstellen) wird es schnell unübersichtlich.


Was der Staat rät – und was realistisch ist

Die EU-Kommission empfiehlt allen Haushalten, sich für mindestens 72 Stunden selbst versorgen zu können. Hintergrund ist die neue „Preparedness Union“: In den ersten drei Tagen stocken Hilfe und Logistik häufig. In Deutschland rät das BBK seit Langem zu 10 Tagen Vorrat – Wasser, Lebensmittel, Hygiene, Medikamente. Viele Medien verweisen auf den Lebensmittel-Kalkulator des Bundes.


Die kompakte Checkliste für Zuhause (Erstausstattung)

Der Tagesspiegel hat die wichtigsten Dinge für Strom- und Wasserausfall gut aufbereitet – hier die Kernelemente:

  • Wasser & haltbare Nahrung (mind. 3 Tage, besser 10), wichtige Medikamente.

  • Batterie-/Kurbelradio, Taschenlampen, Ersatzbatterien, Powerbank.

  • Bargeld in kleinen Scheinen (Karten fallen oft aus), Dokumentenkopien in einer Mappe.

  • Hygiene (Toilettenpapier, Müllbeutel, Desinfektion), Schutzmasken, Einmalhandschuhe, Erste-Hilfe-Set.

  • Campingkocher + Brennstoff (nur sicher und gut gelüftet verwenden).

Praxis-Tipp: Starten Sie heute mit 72 Stunden. Bauen Sie Ihren Vorrat dann Schritt für Schritt auf 10 Tage aus. So bleibt es bezahlbar – und wird zur Routine.


Kommunikation, wenn’s dunkel ist

  • Information: Lokales (Kurbel)Radio einschalten; auf Cell Broadcast/Warn-Apps achten; Lautsprecher­durchsagen der Behörden verfolgen.

  • Treffpunkte & Hilfe: Städte richten in Lagen wie Berlin Anlaufstellen/„Leuchttürme“ mit Notstrom, Wasser, Handy-Ladung und Infos ein. Achten Sie auf Hinweise von Stadt/Bezirk.

  • Nachbarschaft: Sprechen Sie sich im Haus ab – pflegebedürftige oder alleinlebende Menschen zuerst anfragen.


Unternehmen: Stromausfall + Cyberangriff zusammendenken

  • Business-Continuity-Plan (BCP) für 72 h mindestens: Was läuft weiter (Kasse, Kühlung, Zutritt, Notruf)?

  • USV für Router/ONT & Kern-IT, Notstrom für kritische Anlagen, Treibstoff-Management.

  • Backups 3-2-1, Netzsegmentierung (OT/IT trennen), Zero Trust schrittweise.

  • Tabletop-Übungen: Blackout und Cybervorfall als Kombi-Szenario üben.


Städte & Betreiber: Resilienz sichtbar machen

  • Redundanzen wirklich trennen (keine „gemeinsame Schwachstelle“).

  • Schnelle Provisorien (Erdkabel, Muffen) und Leuchttürme planen, Material lagern.

  • Transparenz in der Krise: Lage-Seiten mit klaren Zeitleisten (wie bei Stromnetz Berlin) helfen Vertrauen zu halten.


Was Sie als Bürger konkret mitnehmen können

  1. Redundanz zählt – doppelt. Fällt „A“ und die Reserve „B“ am selben Ort, wird’s lang und teuer. Genau das passierte in Berlin.

  2. Vorsorge spart Nerven. Wer Wasser, Lebensmittel, Licht, Bargeld und ein Radio im Haus hatte, kam besser durch. Generatoren & Powerstations waren sofort knapp.

  3. Alltag braucht Plan B. Hotels, Läden, Pflegeeinrichtungen – alle brauchen Handlungspläne ohne Strom. Dass ein Hotel in Adlershof per Hand weiterarbeitete, ist beeindruckend – aber kein Konzept.



Fazit

Der Berlin-Blackout war kein Naturereignis – er zeigt, wie verletzlich unsere Versorgung ist, wenn gezielt angegriffen wird. Gleichzeitig beweist er: Vorbereitung wirkt. Wer 72 Stunden bis 10 Tage autark durchhalten kann, hilft sich selbst – und entlastet die Einsatzkräfte. Machen Sie den ersten Schritt heute: Radio, Licht, Wasser, Essen, Bargeld, Medikamente. Der Rest folgt – planvoll, ruhig, Stück für Stück.


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