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Wenn der Strom ausfällt: Wie Blackouts die deutsche Wirtschaft bedrohen

  • Autorenbild: crisewise Redaktion
    crisewise Redaktion
  • 30. Dez. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

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Ein großflächiger und länger andauernder Stromausfall – ein sogenannter Blackout – ist in Deutschland bislang noch nicht vorgekommen. Wenn er aber eintritt, wären die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft gravierend. Dieser Artikel erklärt, welche Schäden ein Blackout in Deutschland anrichten könnte und wie hoch die Kosten wären.


Was ist ein Blackout?

Ein Blackout unterscheidet sich von einem gewöhnlichen Stromausfall dadurch, dass

  • er großflächig ist und nicht von benachbarten Netzen ausgeglichen werden kann,

  • er lange dauert und schwere gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Schäden verursacht,

  • er ungeplant eintritt und die Netzbetreiber die Kontrolle verlieren.

Kleine, örtlich begrenzte Ausfälle, etwa durch Bauarbeiten, sind in Deutschland fast täglich und meist harmlos. Anders ist es bei einem Blackout: Schon nach wenigen Stunden wären wichtige Dienste massiv gestört.


Warum könnte es zu einem Blackout kommen?

Mehrere Faktoren können zusammenwirken:

  • Technisches Versagen in Leitungen, Transformatoren oder Kraftwerken,

  • Wetterextreme wie Stürme oder Eislast,

  • hohe Ausfälle von Personal zum Beispiel durch Pandemien,

  • Cyberangriffe oder Sabotageakte,

  • geopolitische Krisen und Kriege können die Energieimporte unterbrechen.

Alle diese Ursachen gab es in der Vergangenheit schon einzeln. Ein großräumiges, tagelanges Zusammenwirken mehrerer Störungen könnte jedoch einen echten Blackout auslösen.


Unmittelbare Folgen für Wirtschaft und Infrastruktur

1. Produktionsstillstand in Industrie und Gewerbe

Fabriken und Handwerksbetriebe sind auf eine durchgehende Stromversorgung angewiesen:

  • Maschinen und Roboter stehen still,

  • Förderbänder und Kühlanlagen laufen nicht mehr,

  • IT-Systeme für Steuerung und Logistik fallen aus.

Schon nach wenigen Stunden ohne Strom gerät die Produktion ins Stocken. Lieferketten brechen, Aufträge können nicht erfüllt werden, und Kunden fallen weg.


2. Zusammenbruch der Versorgungsketten

Der Lebensmittelhandel und wichtige Lieferdienste sind auf gekühlte Lager und Transport angewiesen. Nach mehr als einem Tag ohne Strom:

  • verderbliche Waren sind unbrauchbar,

  • Supermärkte bleiben leer,

  • Kleinkinder können nicht mehr verlässlich mit Babynahrung versorgt werde.

In Landwirtschaftsbetrieben würde es zu einem schnellen Massensterben von Nutztieren kommen, weil Ställe nicht mehr belüftet oder beheizt werden können.


3. Verkehrs- und Logistikchaos

Ohne Ampeln und Signalsysteme bricht der Straßenverkehr zusammen. Tankstellen können kein Benzin mehr liefern, Züge und S-Bahnen bleiben liegen. Lkw und Bahn fehlen Treibstoff und Fahrstrom. Der Transport von Waren und Mitarbeitern stockt oder bleibt ganz aus.


4. Digitale Wirtschaft und Kommunikation in der Krise

Homeoffice, Online-Dienste und Cloud-Systeme funktionieren nur mit Strom:

  • Rechenzentren fallen aus,

  • Telefon- und Mobilfunknetze gehen nicht mehr,

  • Online-Zahlungssysteme sind außer Betrieb.

Banken können keine Überweisungen ausführen, Online-Shops bleiben offline und IT-Firmen können nicht arbeiten.


Finanzielle Schäden in Milliardenhöhe

Wirtschaftswissenschaftler schätzen, dass ein landesweiter Blackout pro Stunde einen Schaden von 0,6 bis 1,3 Milliarden Euro verursachen würde. Allein ein eintägiger Ausfall würde also Verluste in Höhe von 14 bis 31 Milliarden Euro bedeuten.

Hinzu kommen langfristige Folgen: Produktionsleistung geht verloren, Unternehmen müssen Löhne weiterzahlen, Aufträge werden verspätet oder gar nicht ausgeführt. Manche Kleinbetriebe könnten die Durststrecke nicht überstehen.


Langfristige ökonomische Auswirkungen

  • Investorenvertrauen leidet, wenn Versorgungssicherheit infrage steht.

  • Versicherungskosten für Produktionsausfall und Güterverlust steigen.

  • Arbeitsplätze sind gefährdet, wenn Unternehmen Schadenersatz für entgangene Leistungen zahlen müssen.

  • Branchen wie Gesundheitswesen, Lebensmittel, IT und Verkehr sind besonders verletzlich und können einen Versorgungsengpass nicht lange verkraften.


Wie Deutschland Blackouts vorbeugen kann

Deutschland verfügt bereits über eines der sichersten Stromsysteme der Welt:

  • Überkapazitäten bei Kraftwerken,

  • n-1-Prinzip im Netzbetrieb (eine Leitung mehr als nötig),

  • Notstromaggregate für Krankenhäuser.

Zusätzlich empfiehlt die Fachwelt:

  1. Dezentralisierung und Digitalisierung: Erneuerbare Energieanlagen und Speicher im Verbund können im Inselbetrieb Teilnetze versorgen und so regionale Stromausfälle abfedern.

  2. IT-Sicherheit stärken: Schutz von Wechselrichtern, Steuerungstechnik und Smart-Home-Systemen gegen Cyberangriffe.

  3. Katastrophenschutzpläne: Szenarien für mehrtägige Ausfälle üben sowie Bevorratung und Notfall-Logistik für lebenswichtige Güter sicherstellen.

  4. Gesetzliche Regelungen anpassen: Neue Normen für die Kooperation von Energieversorgern, Netzbetreibern und Prosumer-Anlagen schaffen.


Fazit

Ein Blackout in Deutschland ist derzeit unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Die wirtschaftlichen Schäden wären immens: Milliardenverluste pro Stunde, Produktionsausfall, Versorgungsengpässe und langwierige Erholungsphasen. Mit gezielten Investitionen in Dezentralität, Digitalisierung, IT-Sicherheit und Notfallplanung kann Deutschland seine Widerstandsfähigkeit weiter stärken – und so die Gefahr eines wirtschaftlichen Super-GAUs verringern.


Weitere Informationen auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung

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