Belgiens Juli-Hochwasser 2021: Ursachen, Verlauf und Lehren
- crisewise Redaktion
- 13. Juli 2022
- 2 Min. Lesezeit

Im Juli 2021 wurde Belgien von einer schweren Flutkatastrophe erschüttert. Auslöser war das Tiefdruckgebiet „Bernd“, das zwischen dem 12. und 19. Juli enorme Regenmengen brachte und in kurzer Zeit weite Landstriche überflutete. Besonders Ostbelgien wurde dabei hart getroffen. Insgesamt kamen in Belgien 41 Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt und ganze Dörfer standen unter Wasser.
Das Tief Bernd und die Wetterlage
Das Tief „Bernd“ stieß warme, feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum gegen kühlere Luftmassen im Nordwesten Europas. Weil es über mehrere Tage nahezu ortsfest über der Region lag, fielen ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen. In einigen Teilen Belgiens wurden bis zu 106 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden gemessen – Fachleute sprechen schon ab 30 Litern von Starkregen.
Betroffene Regionen in Belgien
Vor allem die Ardennen in Ostbelgien litten unter den Fluten. Flüsse und Bäche traten an vielen Stellen über die Ufer, Überschwemmungen zerstörten Straßen, Brücken und private Gebäude. Zahlreiche Orte im Ansatz der Our, Semois und Amblève waren zeitweise komplett abgeschnitten – die Wassermassen rissen Bäume mit und schwemmten Fahrzeuge davon.
Rettungseinsätze und internationale Hilfe
Nach dem Katastrophenalarm aktivierte Belgien am 14. Juli den EU-Zivilschutz-Mechanismus. Frankreich entsandte Hubschrauber und Rettungsteams, 120 Feuerwehrleute aus Niederösterreich unterstützten mit Booten, und Italien sowie Österreich boten weitere Hilfe an. Satellitenkarten des Copernicus-Dienstes lieferten Einsatzkräften genaue Lagebilder, sodass sie beschädigte Häuser gezielt absichern konnten.
Schäden und Opfer
Die Fluten richteten enorme Sachschäden an: Viele Häuser wurden unterspült, Keller liefen voll und die Infrastruktur brach teilweise zusammen. Straßen waren unter Wasser, Eisenbahnstrecken unpassierbar, und Brücken wurden weggeschwemmt. Neben den 41 Toten gab es Hunderte Verletzte, und unzählige Menschen verloren Teile ihres Hab und Guts.
Rolle der Städte und Klimawandel
Untersuchungen zeigen, dass Städte den Starkregen noch verschärfen können. Verdichtete Bebauung und versiegelte Flächen leiten Wasser schneller ab, dichten Wärme und Schadstoffe an, was den Feuchtigkeitsgehalt in Wolken erhöht. Modellrechnungen ergaben, dass die Niederschlagsmenge durch den städtischen Einfluss lokal um bis zu 50 Prozent höher ausfiel als ohne Ballungsräume. Außerdem begünstigt der Klimawandel solche Extremereignisse: Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf, Blockings wie über „Bernd“ können so intensivere Regenmassen transportieren.
Lehren für die Zukunft
Der Deutsche Katastrophenschutzverband (DKKV) betonte in seiner Herbst-Ausgabe 2021, dass Risikokarten, Evakuierungspläne und grenzüberschreitende Zusammenarbeit verbessert werden müssen. Frühwarnsysteme sollten alle kleinen Gewässer einbeziehen, und Kommunen brauchen festgelegte Notfallrouten. Nur so lassen sich Bewohner rechtzeitig alarmieren und Leben retten.
Die Flutkatastrophe in Belgien 2021 war ein Weckruf: Wetterextreme können überall zum Desaster werden, wenn Klima, Landschaft und menschliche Infrastruktur zusammenspielen. Prävention, Planung und grenzüberschreitende Kooperation sind unerlässlich, um künftige Tragödien zu verhindern. Nur mit einfachen Evakuierungsplänen, robusten Warnsystemen und einem Blick auf den Klimawandel lassen sich die Folgen solch extremer Starkregenereignisse begrenzen.