Zittern im Apennin: Die Erdbebenserie 2016/17 in Mittelitalien
- crisewise Redaktion
- 24. Aug. 2016
- 2 Min. Lesezeit

Im August 2016 begann eine Reihe schwerer Erdstöße, die Mittelitalien bis Januar 2017 erschütterten. Das erste Hauptbeben erreichte am 24. August Stärke 6,2 und traf die Orte Accumoli, Amatrice und Arquata del Tronto besonders heftig. In den Monaten danach folgten weitere Beben, darunter zwei starke Erdstöße am 26. Oktober und ein besonders heftiges Beben von Stärke 6,5 am 30. Oktober. Insgesamt forderte die Serie 299 Tote und zerstörte Hunderte Dörfer im Grenzgebiet von Latium, Umbrien und Marken. Die Nachbeben hielten mit Tausenden Erdstößen noch lange an. Die Schäden wurden auf mehrere Milliarden Euro geschätzt – allein der erste Beben brachte einen Schaden von rund 4 Milliarden Euro.
Die Beben im Überblick
Morgens um 3:36 Uhr am 24. August 2016 erschütterte das erste Hauptbeben den zentralen Apennin mit Stärke 6,2 und floh in nur wenigen Sekunden schwere Schäden an Gebäuden und Infrastruktur an. Nur zwei Monate später, am 26. Oktober, gab es zwei weitere starke Erdstöße mit Magnituden von 5,4 und 5,9. Den Höhepunkt bildete ein Beben von Stärke 6,5 am 30. Oktober, etwa 30 Kilometer östlich von Foligno, das als stärkstes Erdbeben seit 1980 galt. Die Serie zog sich über mehr als fünf Monate hin und umfasste nach Angaben des Zivilschutzes fast 49.000 Nachbeben bis Januar 2017.
Zerstörung und menschliches Leid
Die stärksten Schäden zeigten sich in den Bergdörfern Amatrice, Accumoli und Arquata del Tronto. Dort lagen ganze Straßenzüge in Trümmern, während enge Gassen und historische Kirchen einstürzten. Mehr als 240 Menschen kamen allein in den ersten Tagen ums Leben, als Freiwillige und Rettungskräfte rund um die Uhr in den Schutt gruben. Amatrice, einst bekannt für sein Fest der Spaghetti all’Amatriciana, war danach kaum wiederzuerkennen. Insgesamt meldete der Zivilschutz 299 Todesopfer.
Wirtschaftliche Folgen
Die unmittelbaren Schäden durch das August-Beben beliefen sich auf rund 4 Milliarden Euro. Experten schätzten später, dass allein der Wiederaufbau mehr als 5 Milliarden Euro kosten würde. Zusätzliche Erdbebenschutz-Maßnahmen an Bestandsgebäuden in den besonders gefährdeten Zonen könnten laut Deutschlandfunk bis zu 36 Milliarden Euro erfordern. Der EU-Solidaritätsfonds unterstützte Italien mit einer ersten Auszahlung von 1,2 Milliarden Euro für Soforthilfen und Wiederaufbau.
Technische Hintergründe und Lehren
Mittelitalien liegt im Zentrum des Apennin-Gebirges, wo die Adria-Mikroplatte unter die Eurasische Platte abtaucht und sich zugleich die Afrikanische Platte gegen Europa schiebt. Die seismisch aktive Zone führt immer wieder zu Abschiebungsbeben an flachen, nordwest-südost verlaufenden Verwerfungen. Die Bebenserie zeigte, wie wichtig es ist, besonders Schulen, Krankenhäuser und historische Bauten erdbebensicher zu gestalten. Fachleute forderten, die Wartung und Überwachung solcher Gebäude zu verschärfen und moderne Frühwarnsysteme weiterzuentwickeln.
Mittelitaliens Dörfer und Städte stehen heute vor der Herausforderung, den Wiederaufbau zügig und zugleich fachgerecht durchzuführen. Die Ereignisse ab August 2016 bleiben Mahnung und Antrieb, das Leben in den Bergregionen widerstandsfähiger gegenüber Naturgefahren zu machen.