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Affenpocken 2022: Ausbruch, Verlauf und Lehren

  • Autorenbild: crisewise Redaktion
    crisewise Redaktion
  • 4. Mai 2022
  • 2 Min. Lesezeit


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Im Frühjahr 2022 trat ein ungewöhnliches Infektionsgeschehen auf: Die Affenpocken (heute Mpox genannt) breiteten sich erstmals in großem Stil außerhalb Afrikas aus. Der erste bekannte Fall wurde am 4. Mai 2022 bei einer Person in Großbritannien mit Reiseverbindungen nach Nigeria registriert. Bis Ende Juli waren weltweit 22.791 Infektionen gemeldet, darunter 8 Todesfälle in Spanien. Am 23. Juli 2022 erklärte die WHO den Ausbruch zur öffentlichen Gesundheitsnotlage (“PHEIC”), die im Mai 2023 wieder aufgehoben wurde.

Was ist Mpox? Mpox-Viren gehören zur Familie der Orthopoxviren und sind eng mit dem ausgerotteten Pockenvirus verwandt. Die ursächlichen Erreger leben vermutlich in Nagetieren, Affen gelten als Fehlwirte. Beim Menschen lösen sie meist eine milde, fieberhafte Erkrankung mit pockenähnlichem Hautausschlag aus. Schwere Verläufe sind selten, treten aber insbesondere bei Kleinkindern und Menschen mit Immunschwäche auf.


Der globale Ausbruch im Überblick 

Nachdem ab dem 18. Mai 2022 immer mehr Länder in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Ozeanien Fälle meldeten, stieg die Zahl innerhalb von zehn Wochen auf über 22.000. Im Oktober 2022 sanken die Fallzahlen wieder stark, sodass Mpox im weiteren Verlauf kaum noch im öffentlichen Fokus stand. Am 11. Mai 2023 hob die WHO die internationale Notlage auf und bewertete den Ausbruch als kontrolliert.


Übertragung und Risikogruppen 

Affenpocken verbreiten sich vor allem durch engen Haut-zu-Haut-Kontakt, inklusive Berührung von Bläschen oder Krusten, aber auch durch Atemtröpfchen in der Prodromalphase. Im aktuellen Ausbruch liefen Studien zufolge 95 % der Fälle außerhalb Afrikas über sexuelle Kontakte, 98 % betrafen Männer, vorwiegend Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). In der Schweiz und weltweit blieb das Risiko für die Allgemeinbevölkerung gering; seit Herbst 2022 werden nur noch sporadische Fälle gemeldet.


Symptome, Inkubation und Therapie 

Die Inkubationszeit beträgt 5–21 Tage, dann folgen Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. Typisch ist der juckende Hautausschlag mit Bläschen-, Pustel- und Krustenstadien, oft im Gesicht, an Händen, Füßen und im Genitalbereich. Die Behandlung ist primär symptomatisch; zur Vorbeugung bakterieller Sekundärinfektionen werden Wundpflege und Schmerzmittel empfohlen. Für Risikopatienten steht seit 2022 der antivirale Wirkstoff Tecovirimat zur Verfügung.


Maßnahmen in Deutschland und MPX-Studie 

In Deutschland meldete das RKI den ersten Fall am 20. Mai 2022 bei einem Webasto-Mitarbeiter in Bayern. Enge Kontaktpersonen wurden informiert und isoliert, um weitere Infektionsketten zu unterbrechen. Parallel startete das BMG eine bundesweite MPX-Studie, in der 1.000 Betroffene klinisch, epidemiologisch und virologisch begleitet werden. Ziel ist es, Erkenntnisse zu Übertragungswegen, Krankheitsverläufen und Viruspersistenz zu gewinnen und damit die künftige Infektionskontrolle zu optimieren.


Expertenstimmen vom HZI 

Prof. Fabian Leendertz (HIOH) kritisierte, die Chance zur frühzeitigen Eindämmung sei verpasst worden, und mahnte eine globale One Health-Strategie an: „Wir dürfen nicht annehmen, dass Zoonosen in Afrika nichts mit uns zu tun haben.“ Prof. Luka Cicin-Sain (Virale Immunologie) hob die Kreuzschutzwirkung der früheren Pockenimpfung hervor: Wer im Kindesalter geimpft wurde, profitierte oft von milderen Mpox-Verläufen.


Lehren und Ausblick 

Der Ausbruch 2022 zeigte, wie schnell ein bisher exotisch erscheinender Erreger global an Bedeutung gewinnen kann. Zentrale Lehren sind:


  1. Frühwarnsysteme ausbauen (z. B. SORMAS),

  2. klare Evakuierungs- und Isolationsempfehlungen,

  3. gezielter Impfschutz für Risikogruppen, und

  4. stärkere internationale Zusammenarbeit in Forschung und Überwachung. Mpox bleibt trotz aufgehobener Notlage präsent, weshalb auch künftig Wachsamkeit und Präventionsmaßnahmen nötig sind.


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