SCHNEE & EIS
1 Schnee und Eis: Ratgeber für Familien und Haushalte
Warum Schnee & Eis jeden treffen können: Winterstürme und Kälteeinbrüche kommen auch in Deutschland immer wieder vor. Selbst in tieferen Lagen sind plötzliche Frostperioden, Eisregen oder starker Schneefall möglich. Eine dünne Eisschicht auf der Straße – Glatteis – entsteht etwa bei Tauwetter und strenger Nachtkälte. Besonders heimtückisch ist gefrierender Regen (sog. Blitzeis): Regentropfen frieren beim Auftreffen sofort fest und überziehen Böden und Autoscheiben mit gefährlichem Eis. Selbst 1 cm dickes Eis wiegt etwa so viel wie 10 cm lockerer Pulverschnee. Starker Schneefall und Verwehungen können Straßen blockieren und Bäume unter ihrer Last zum Umsturz bringen. Es drohen:
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Verkehrsgefahr
Schnee und Glätte erhöhen das Unfallrisiko dramatisch. Bruchstückartig zugefrorene Fahrbahnen sind rutschig, und Schneeverwehungen verschlechtern Sicht und Bremsweg. Bei Winterlagen kommt es in Deutschland regelmäßig zu Hunderten Unfällen in kurzer Zeit.
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Versorgungsunterbrechungen
Eis und Sturm können Stromleitungen beschädigen. Wer ohne Strom dasteht, verliert Heizung und Licht – vor allem für ältere Menschen oder Familien mit Kleinkindern ein Risiko.
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Gesundheit
Anhaltende Kälte führt zu Unterkühlung und Erfrierungen, besonders wenn Heizung oder Kleidung unzureichend sind.
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Gebäudeschäden
Extreme Schneelasten können Dächer und Carports zum Einsturz bringen. Bei Tauwetter und Neufall bilden sich schwere Eisplatten auf Dächern – bereits ein Zentimeter Eis entspricht 10 cm Schnee.
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All diese Gefahren zeigen: Notfallvorsorge Winter ist für jeden wichtig. Nehmen Sie Wetterwarnungen (App NINA, DWD, MoWaS-Warnung) ernst und meiden Sie bei akuter Gefahr am besten unnötige Fahrten.
1.1 Ursachen und Formen von Schnee & Eis
Schneefall
Regen bei Minusgraden liefert Schnee. Bei starkem Schneefall kann die Sicht sehr schlecht werden und Straßen schnell unpassierbar sein.
Schneeverwehungen
Wind treibt lockeren Schnee zu großen Haufen (Triebschnee). Schon wenige Zentimeter Neuschnee reichen, um Wege zu blockieren, besonders auf freiem Feld.
Glatteis (Winterglätte)
Eine unsichtbare Eisschicht auf Straßen und Gehwegen. Sie entsteht, wenn bei milden Temperaturen Schnee schmilzt und nachts oder bei Kälteeinbruch (z. B. in Schattenlagen) überfriert. Glatteis ist besonders tückisch, weil es oft unerwartet auftritt.
Eisregen/Blitzeis
Gefrierender Regen überzieht den Boden sofort mit Eis. Schon leichter Regen bei kalter Bodenluft kann zu zügig einsetzender Eisschicht führen, die Autoscheiben und Fahrbahnen sofort versiegeln.
Sturm und Kälteeinbruch
Starker Wind kann durch Windchill-Faktor die gefühlte Temperatur drastisch senken. Extreme Kälte (unter –10 °C) belastet Menschen (Erfrierungsgefahr) und Technik (Gefrierrohrleitungen).
Schneelast
Langanhaltender Schneefall und Temperaturwechsel können Schneelasten auf Dächern gefährlich werden lassen. Achten Sie darauf, dass sich nach Tauwetter keine dicken Eisschichten bilden, denn diese erhöhen das Gewicht enorm (siehe Nach Schnee & Eis).
2 Vorbeugende Maßnahmen zuhause und im Alltag
Notvorräte anlegen
Decken Sie einen Vorrat von Trinkwasser, haltbaren Lebensmitteln, Babynahrung und Medikamenten an. Planen Sie, mehrere Tage ohne Einkauf oder Nachschub auszukommen.
Notfall-Ausrüstung
Legen Sie Kerzen, Batterien, Taschenlampen und ein batteriebetriebenes Radio (oder Handkurbel-Radio) bereit. Ein Campingkocher mit Gaskartuschen ermöglicht warme Mahlzeiten ohne Strom. Halten Sie Ersatz-Akkus oder Powerbanks für Mobiltelefone bereit.
Heizung & Gebäude
Prüfen Sie rechtzeitig Ihre Heizanlage und besorgen Sie Heizöl oder Gasvorräte. Dichten Sie Fenster und Türen ab, um Wärmeverluste zu vermeiden. Installieren Sie Rauch- und CO-Melder, besonders wenn Sie alternative Heizgeräte (Gasheizung, Kamin) nutzen. Gute Dämmung und isolierendes Rollmaterial verringern das Risiko eingefrorener Leitungen.
Winterbereifung & Autoausrüstung
Montieren Sie rechtzeitig Winterreifen. Überprüfen Sie Frostschutzmittel, Batterie und Bremsen. Packen Sie ein Auto-Notfallset ein: Abschleppseil, Starthilfekabel, Eiskratzer, Schneebesen, Taschenlampe, Decke, warme Kleidung und genug Sprit. Eine kleine Schaufel und Sand/Splitt (zur Traktion) gehören ins Auto. Halten Sie Warndreieck und Warnweste griffbereit.
Fußwege und Streugut
Als Hauseigentümer oder Bewohner räumen Sie frühzeitig Gehwege und Zufahrten frei und streuen. Halten Sie Streumittel bereit: In vielen Kommunen sind reines Streusalz verboten; verwenden Sie Splitt, Sand oder Asche. Denken Sie daran, im Frühjahr das restliche Streugut (Sand, Splitt) wegzufegen.
Persönliche Vorsorge: Achten Sie auf warme Winterkleidung und rutschfestes Schuhwerk. Erwägen Sie Schuh-Spikes für glatte Straßen (selbtsklebende Metallspikes).
Warnsysteme
Installieren Sie die Warn-App NINA des BBK – sie sendet Push-Warnungen bei Sturm, Glatteis oder anderen Extremwetterlagen. Alternativ erreichen Sie Warnmeldungen über warnung.bund.de, den Online-Warnkanal des Bundes. Folgen Sie auch den Durchsagen von Wetterdiensten und Behörden.
Versicherungsschutz
Prüfen Sie Ihren Versicherungsschutz. Schäden durch Sturm und Schnee sind oft nicht automatisch abgedeckt: Eine erweiterte Naturgefahrenpolice (Elementarschadenversicherung) ist nötig, um Schneedruck- und Lawinenschäden abzusichern. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Gebäude- und Hausratversicherung nach den Bedingungen.


3 Was tun im Ernstfall? Verhalten bei Schnee & Eis
Bei Fahrt ins Unwetter
Verzichten Sie wenn möglich aufs Autofahren bei Sturm oder starken Schneefällen. Fahren Sie nur mit Winterreifen und passen Sie Tempo und Abstand deutlich an. Schalten Sie Tagsfahrlicht ein, um sichtbar zu sein. Starke Bremsmanöver vermeiden. Wenn Sie doch im Schnee steckenbleiben, bleiben Sie im Fahrzeug (zumindest so lange wie nötig) – laufen Sie nur im Notfall zu anderen Fahrzeugen. Halten Sie bei laufendem Motor regelmäßig frische Luft (kleines Fenster öffnen) und schonen Sie die Batterie. Blinker und ggf. Warndreieck machen Sie sichtbar für Rettungskräfte.
Im Notfall anrufen
Bei Unfällen oder Hilfeersuchen wählen Sie 112 (Feuerwehr/Rettungsdienst). Nennen Sie Unfallort, Art des Notfalls und Anzahl der Verletzten. Die 110 ist für Polizeieinsätze reserviert (z. B. Straftaten). Blockieren Sie die Leitungen nicht mit unnötigen Anrufen.
Zu Hause ohne Strom
Prüfen Sie zuerst Herd und Gas: Schalten Sie alle Wärmequellen aus, um Unfälle zu vermeiden. Zünden Sie nur sichere Lichtquellen an (Kerzen, batteriebetriebene Lampen). Ziehen Sie warme Kleidung oder Bettwäsche über sich und schließen Sie sich im Notfall in ein Zimmer ein. Nutzen Sie einen Campingkocher nur draußen oder gut belüftet (erst danach wieder betreten). Ein batteriebetriebenes Radio/Autotuner informiert Sie über aktuelle Entwicklungen. Essen Sie warme Speisen aus dem Vorrat. Tauschen Sie sich mit Nachbarn aus, besonders älteren oder hilfsbedürftigen Menschen.
Kohlenmonoxid-Gefahr
Sollte ein Notstromaggregat nötig sein, betreiben Sie es unbedingt draußen und fernab von Fenstern, um Kohlenmonoxid-Vergiftung zu vermeiden. Verwenden Sie niemals Gasherd oder Grills zum Heizen im Zimmer – die Abgase sind lebensgefährlich.
Selbstschutz
Tragen Sie auch im Freien mehrere Kleidungsschichten, Mütze und Handschuhe. Bei heftiger Kälte drohen Erfrierungen an Haut und überkühlter Kopf führt zu rascher Unterkühlung. Bleiben Sie möglichst in Bewegung, ohne zu schwitzen. Achten Sie auf Schneeverwehungen: Entfernen Sie nach Möglichkeit Schnee um Ihr Haus (vor allem vor Türen) und halten Sie sich von Dächern fern, solange sich Eiszapfen oder Dachlawinen bilden können.
4 Nach Schnee & Eis: Aufräumen, Dächer sichern, Versicherung
Winterdienst abschließen
Sind Schnee und Eis abgeklungen, räumen Sie Wege und Auffahrten vollständig frei und entsorgen Sie Splitt-/Sandreste, damit kein Hindernis bleibt. Prüfen Sie Dächer und Dachrinnen auf Eisansammlungen und Laub.
Schneelast auf Dächern
Beseitigen Sie schwere Schnee- oder Eisschichten von Flachdächern und Terrassen – aber nur mit geeignetem Gerät (Schneeschieber, Dachkratzer) und großer Vorsicht. Nehmen Sie sich selbst nicht in Gefahr: Ziehen Sie Profi-Unterstützung (Dachdecker, Feuerwehr) hinzu, wenn die Last groß ist. Eiszapfen abreißen Sie nur von unten oder lassen Sie den Winter ganz abklingen. Eine geringe Schneedecke kann massiv schwerer sein, wenn sie angefroren ist.
Schäden prüfen: Untersuchen Sie Haus und Garage auf Feuchtigkeit (Dachüberlauf, Risse), kaputte Ziegel oder heruntergefallene Äste. Weisen Sie Schäden frühzeitig Ihrer Versicherung. Viele Elementarschäden (Schneedruck, Lawine) müssen separat gemeldet werden.
Dokumentation
Fotografieren Sie alle Schäden (Schneeablagerungen, Dachziegel, Bäume). Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Wetterlage und melden Sie sich bei Ihrer Gebäudeversicherung. Ohne Zusatzversicherung übernehmen viele Policen Schneedruck-Schäden nämlich nicht.
Bauliche Vorkehrungen
Nutzen Sie den Frühling, um Hausdächer zu überprüfen: Führen Sie bei Bedarf Wartung durch (Dachanstrich, Statikprüfung), damit Ihr Haus künftigen Wetterextremen besser standhält.